Herz in der Hose: Canopy-Tour in Costa Rica

An Stahlseilen über dem Abgrund: Ja, das kann ein tolles Gefühl sein.
An Stahlseilen über dem Abgrund: Ja, das kann ein tolles Gefühl sein.

Während mein Gehirn auf Hochtouren arbeitet, um die abertausend verschiedenen Grüntöne zu einem Gesamtbild zusammenzusetzen, ist mein Herz anderweitig beschäftigt. Es bumpert. So laut, dass die Geräusche des Dschungels in den Hintergrund treten. So schnell, dass jeder Kardiologe besorgt die Stirn runzeln würde. Für die Diagnose brauche ich jedoch keinen Arzt: Ich habe einfach ein kleines bis mittleres bisschen Schiss angesichts der Aufgabe, die mir gleich bevorsteht.

Ich stehe mitten im Regenwald von Costa Rica auf einer Holzplattform, von der ich mich in den nächsten 30 Sekunden in den Abgrund stürzen werde. An zwei Stahlkabeln hängend, mit Karabinerhaken gesichert, werde ich über eine Schlucht hinweg auf eine weitere, 400 Meter entfernte Plattform, zurasen. Um nicht mit vollem Schwung in den dort stehenden Feigenbaum zu krachen, soll ich mit der stärksten Hand bremsen, die zu diesem Zweck in einen schweren Lederhandschuh gesteckt wird. Skeptisch blicke ich auf meine nicht vorhandenen Armmuskeln und entscheide mich für rechts. „Don’t worry“, sagt ein stämmiger „Tico“ – so nennen die Bewohner Costa Ricas sich selber – bevor er mich mit einem beherzten Schubser Richtung nirgendwo schickt.

Canopy-Tour nennt sich das Abenteuer, auf das ich mich hier eingelassen habe. Weitere neun Tarzan-und-Jane-Fahrten über den Nationalpark Rincón de la Vieja stehen mir noch bevor. Glücklicherweise sinkt mein Adrenalinspiegel von Baumkrone zu Baumkrone, bis er ungefähr auf der Hälfte der Tour sein normales Niveau erreicht hat. Inzwischen hat sich mein Gehirn ebenfalls akklimatisiert und lässt mich den tropischen Dschungel in seiner vollen Pracht wahrnehmen – der Blick reicht bis hinunter zum Atlantik. Ich bin überwältigt von der grandiosen Aussicht! (Und bitte nehmt zur Kenntnis, dass ich einen solchen Satz niemals leichtfertig in den Mund nehmen würde.)

Canopy macht glücklich!
Canopy macht glücklich!

Als ich am Ende aus meiner Sicherung befreit werde, schmerzen die Muskeln meines rechten Armes von der ungewohnten Betätigung. Dafür sind sich Herz und Hirn so einig wie selten zuvor und schicken glückliche neuronale Impulse durch meinen Körper, die sich schließlich in einem einzigen Ausruf artikulieren: „Nochmaaaal!“

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