Ein verlängertes Wochenende auf Mallorca – Teil 2

Unser erster Kurzurlaub ohne Kinder. Vier Tage Mallorca Anfang April. Die ersten beiden Tage unseres verlängerten Wochenendausflugs schlenderten wir durch Palma, gaben uns kulinarischen Höchstgenüssen in Santa Catalina hin und kämpften um gute Ausblicke auf den berühmten Drachenfelsen.

Dritter Tag – Durch wolkenverhangene Berge gen Norden

Nachdem wir Palma hinter uns gelassen haben, geht es durch Olivenhaine und Orangenplantagen auf die Tramuntaña zu, die durch die schweren Regenwolken hindurch geradezu mystisch wirkt. Unser Stimmung schwankt zwischen „Why does it always rain on me“ und „Singing in the rain“. Erstes Etappenziel ist Valldemossa. Gefühlt haben sich alle der jährlich 250.000 Besucher den heutigen Tag für die Besichtigung des malerischen Ortes mit dem berühmten Kartäuserkloster ausgesucht. Aufgrund des saftigen Eintrittspreises sehen wir davon ab, uns die Barockkirche von innen anzusehen. Aber allein der pittoreske Park und die weniger aufgehübschten Seitengassen des Ortes lohnen schon einen Besuch. Wenn wir nicht schon einen Schirm dabei hätten – es gäbe an jeder Ecke einen zu kaufen. Kein Wunder, dass Chopin hier seine berühmte Regentropfen-Prelude komponiert hat. Normalerweise würde man jetzt auf der Weiterfahrt nach Deía mit atemberaubenden Ausblicken auf die felsige Küste und das Meer belohnt – wir zockeln auf den Serpentinen bei 10 Meter Sicht mit maximal 30 Stundenkilometern durch die Berge. Wir lassen Deía da wo es ist und fahren weiter nach Port de Soller.

Käffchen, kleiner Streit (das Wetter…) und kurzer Promenadenspaziergang – so könnte man unsere Stippvisite zusammenfassen, aber das wäre ungerecht. Port de Soller ist trotz der vielen Tagesbesucher, die aus Palma mit der Bimmelbahn kommen, ein charmanter Badeort geblieben. Ein geschützter Naturhafen, dessen Meereszugang nur zu erahnen ist (diesmal nicht aufgrund von schlechter Sicht) und kleine Sandstrände, die sich an der Bucht entlang ziehen, machen den Ort für Leute, die in den Bergen wandern und trotzdem am Meer wohnen wollen, zu einem idealen Ausgangspunkt – gerade, wenn man auf öffentliche Verkehrsmittel zurückgreifen will. Wo kann man sonst mit der Straßenbahn direkt an den Strand fahren?

Uns reicht‘s! Wir beschließen, nicht weiter im Blindflug die Küste lang zu juckeln, sondern fahren über den Insel-Highway direkt zu unserem Etappenziel Pollença. Wir logieren im familiären Ca‘l Lloro direkt am wunderschönen Marktplatz. Franzi nimmt ein Bad, ich genehmige mir nach einem kurzen Spaziergang durch die Altstadt einen Rotwein an der Hotelbar.

Zum Abendessen zieht es uns wetterbedingt auch nicht wirklich nach draußen, so dass wir uns nach einer Flasche Verdeo und einem Ziegenkäse-Salat bzw. Kabeljau in Chorizo-Sauce und einem Tiramisu, versöhnt mit dem regenreichen Tag früh ins Bett kuscheln.

Vierter Tag – melancholischer Ausklang einer schönen Reise

Wir finden es herrlich, das Frühstück am Tisch serviert zu bekommen – Café, Rühreier, Jogurt mit unglaublich aromatischen, süßen Orangen – und dabei das sonntägliche Treiben auf dem Markt zu beobachten. Wir kaufen noch etwas Iberico-Schinken und fahren weiter Richtung Meer. Im verträumten Villenviertel Mal Pas gehe ich in einer kleinen menschenleeren Bucht baden. Das Wasser hat jetzt Ende April in etwa die Temperatur wie bei uns die Ostsee im Sommer. Leider haben wir kein Handtuch dabei. Mit Sand an den Füßen folgen wir der Straße aus Mal Pas hinaus Richtung Ende der Landzunge zwischen der Bucht von Pollença und der Bucht von Alcúdia. An einer einsam gelegenen verschlafenen Strandbar mit Blick auf Cap Formentor machen wir halt. Wir sind die einzigen Gäste in der Bar S’illot de la Victoria. Franzi ist wieder bei Aperol Spritz, ich als Fahrer halte mich an Café Cortado. Ich könnte ewig hier so sitzen und träge aufs Meer schauen, aber die Pflicht ruft schon wieder.

Wir haben für 14 Uhr einen Tisch im Ca Na Toneta reserviert. Das Restaurant mit anspruchsvoller Ökoküche liegt in Caimari, einem kleinen Dorf am Rande der Tramuntaña. Wir folgen der Beschilderung von der Hauptstraße aus. Die Gassen sind so eng, dass man besser die Außenspiegel einklappen sollte. Als wir merken, dass wir zu weit gefahren sind, geht es im Rückwärtsgang zurück, bis wir das dezente Namensschild über dem Eingang des Restaurants doch noch entdecken. Ich parke in einer Nische im absoluten Halteverbot. Egal, es ist Sonntag und wir sind in Spanien… Das verwinkelte Innere des Ca Na Toneta ist weißgetüncht – sogar die Unterseite der Dachziegeln. Das Tagesmenü besteht aus 6 Gängen. Besonders an den Vorspeisen – mit schwarzer Tintenfischtinte eingefärbter Tintenfisch auf Zuckerschoten und grünem Spargel, sowie eine kleine Hefeteigzunge mit Spinat, Frischkäse und Erdbeeren – finden wir Gefallen. An den Hauptgängen weniger. Das Iberico-Schweinesteak auf Kohlgemüse erinnert ein wenig an Mutters Kohlrouladen und der Thunfisch auf Gemüsebett ist viel zu lange gegart und trocken. Versöhnt werden wir durch das Schokomousse mit Zimteis. Köstlich!

Uns bleiben nur noch drei Stunden bis zum Check-In um 19 Uhr. Wir beschließen aufgrund des bescheidenen Wetters eine längere Autofahrt auf die andere Seite der Insel auf uns zu nehmen und fahren bis nach Cala Santanyi. Die Bucht sieht wirklich aus wie auf den Postkarten. Bei Sonne bestimmt ein lieblicher Ort, bei wolkenverhangenem Himmel jedoch ein bisschen trostlos. Wir beschließen wiederzukommen. Im nächsten Jahr, bei besserem Wetter – vielleicht ja zur Mandelblüte Ende Februar…

Wir freuen uns über Kommentare!
Kommentar verfassen: