Norditalien: 4½ Personen quetschen sich in einen Camper – Teil 2 

Das Projekt: Im Hochsommer reisen ich, meine Freundin im 6. Monat und unsere zwei Kinder (1 und 4) durch Norditalien. Unsere Unterkunft: Ein Transporter. Ob das gut geht … Teil 2.

Hier die letzten Stationen unserer drei Wochen-Reise durch Bella Italia im Juni 2022. Die ersten vier Stationen könnt ihr hier in meinem Blogartikel nachlesen. 

Norditalien mit dem Camper – Teil 2 

5. Levanto und die Cinque Terre: Traum! (5 Tage) 

Strand von Levanto
Der Strand von Levanto in der Provinz La Spezia

Levanto: Schon die Fahrt ins Tal der Gemeinde an der italienischen Westküste bietet ein traumhaftes Panorama. Nachdem wir am Campingplatz eingecheckt haben, genießen wir nach der Hitze in Parma (siehe erster Teil) erstmal eine Abkühlung am Strand. Ich trink nen Martini von einer Strandbar (Bar Nadia, Spaghetti okay) mit Blick aufs Meer. 

In Levanto tummeln sich erstaunlich viele Italiener, aber auch viele deutsche und französische Gesprächsfetzen schnappen wir auf. Natürlich ist der Ort touristisch – schließlich ist er der ideale Ausgangspunkt für die Erkundung der Cinque Terre, fünf traumhafte Fleckchen Erde in der ligurischen Steilküste. 

Sie heißen Monterosso, Vernazza, Corniglia, Manarola und Riomaggiore. Wir haben eines mit der Fähre angefahren, zwei mit dem Zug. Klar, alle reden vom traumhaften und bei diesem Anblick ist das auch verständlich:

Riomaggiore Hafen
Der Hafen von Riomaggiore. Der Finger zeigt auf mein Traumhaus.

Ich will euch hier aber unser persönliches Highlight vorstellen: Manarola. 

Wie in den anderen Dörfern auch geht es von der Zugstation steil bergauf. Wir sind einige der ganz wenigen, die bis ganz nach oben gehen – auch meine ziemlich schwangere Freundin und unsere beiden ziemlich jungen süßen Fratze.  

Wir werden doppelt belohnt: 

Belohnung 1: Diese Aussicht

Manarola ausblick oben
Links die Dorfhäuser, rechts die Weinhänge … und in der Mitte die Weite des Meeres

Belohnung 2: Ein Gespräch mit einer einheimischen älteren Dame. Die verrät: 

Manarola è la più bella delle cinque terre! 

Eine einheimische ältere Dame

Manarola ist also das schönste Dorf der Cinque Terre. Uns hat sie auf ihrer Seite! 

Auf dem Weg abwärts zurück entdecken wir noch eine Seitengasse, die zum Panaromaweg führt. Wieder steile Treppen hoch (wie haben wir das nur geschafft?), dann blicken wir über die terrassenförmigen Weinhänge des Dorfes. Und über wohl eines der schönsten Dörfer der Welt. 

Manarola vom panoramaweg
Manarola vom Panoramaweg aus gesehen

Da wir noch einiges vor haben quälen wir unseren Camper weiter ins 50 Kilometer entfernte Varese Ligure etwas nördlich im Landesinneren. 

6. Varese Ligure: Auf den Spuren der Römer (2 Tage) 

varese ligure camper parkplatz
Lässt Camperherzen höher schlagen: Hier residierten wir kostenlos, ruhig und mit ausreichend Schatten.

Das Dorf war die Empfehlung eines Bekannten und der Tipp war gut. Wunderschöne Gemäuer aus der Römerzeit verschmelzen mit alten authentischen Häuschen. Ein Touristenpfad führt uns durch die malerischen Gassen und: Es ist weit und breit kein einziger Tourist zu sehen. Und: Es gibt einen kostenlosen Parkplatz mit Frischwasser für Camper. An dem begrüßt uns schon ein italienischer Dauercamper. In seinem kleinen Reich hat er sogar zahlreiche Pflanzen in großen Tontöpfen kultiviert.

7. Mailand: Hip und chic (2 Tage) 

Parco Sempione Kunst Skulptur
Ein begehbares Skulptur/Monument-Dingens im Parco Sempione

Knapp drei Stunden sind es von Varese Ligure nach Mailand. Wir fahren über Genua und sehen zu Beginn wunderschöne Dörfer (Castiglione Chiavarese, San Pietro Vara… hat sich der Camper wieder gelohnt). 

Die Modehauptstadt Mailand ist mit 1,4 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Italiens. Wie uns später ein Einheimischer aus der Region erzählt, ist Milano eine reiche Stadt und das sehen wir auch an den eleganten Fassaden und dein teils prunkvollen Hinterhöfen mit aufwändiger Bepflanzung.  

Mailand unterkunft wohnzimmer
Richtige Stühle zum Sitzen, ein Sofa … eine Küche … Die Zivilisation hat uns für einen Tag wieder.

Als Luxus-Abwechslung haben wir dieses Mal extra eine Unterkunft gewählt, und zwar eine, die nur 20 Minuten zu Fuß von Santa Maria delle Grazie entfernt liegt: Die Kirche beherbergt „Das letzte Abendmahl“ von Leonardo da Vinci. Leider hätten wir viel früher Tickets buchen müssen und der Besuch fällt ins Wasser … Dafür entschädigt ein Spaziergang durch den Parco Sempione, in dem viel los ist und sogar Schildkröten leben. 

Ich als Kunstfan musste danach zum Pirelli HangarBicocca, riesige ehemalige Werkshallen, die zu Ausstellungshallen für moderne Kunst umfunktioniert wurden. Der Besuch lohnt sich und er ist kostenlos. 

8. Comer See: Die Schlucht von Bellano (Tagesausflug)

schlucht von bellano
Mitte links: Der Holzsteg, auf dem du über den tosenden Sturzbach laufen kannst

Unsere letzte Station ganz im Norden von Italien. Sonst sprechen alle immer von Bellagio, dem schönen Dorf am Comer See, aber die Schlucht von Bellano führt ein stiefmütterliches Dasein. Dabei ist die Orrido di Bellano unglaublich spektakulär und ein Muss wenn man am Comer See ist! Nur meine Kleine hinten bei mir auf dem Rucksack, das war uns dann doch irgendwann zu heiß gleich neben dem Abgrund … 

ausblick schlucht von bellano
Der Besuch hat sich gelohnt!

9. Heimfahrt: Gefährlicher Alpenpass und ein Anhalter 

Es ist nie ratsam, komplett auf das Navi zu vertrauen. Jedenfalls haben wir das trotzdem gemacht und wurden vom Comer See Richtung Heimat nicht östlich zum Schweizer Grenzübergang am Luganersee geschickt – sondern weiter gen Norden zum Grenzübergang Splügenpass. Ein Straße voller Serpentinen, teilweise mussten wir mit unserem 5,60 Meter-Camper beide Spuren benutzen. Und es war neblig. Und es hat geregnet. Als wir wieder mal aus einem Tunnel kamen, waren wir auf einmal auf dem Gipfel eines Berges. Keine Bäume mehr, nur noch einzelne karge Häuser um uns herum. DER WEG KANN DOCH NICHT STIMMEN!

Gipfel splügenpass
Das Dorf Montespluga beim Splügenpass ist im Winter mal von der Schweiz, mal von Italien abgeschnitten. 

Kurz vor der Schweiz gabeln wir noch einen Anhalter auf, Marco aus Madrid. Unsere Kinder sind mucksmäuschenstill, als da plötzlich ein Fremder (mit Rastalocken) ins Auto steigt.  

Höhepunkt der Rückfahrt war die Abfahrt nach dem Grenzübertritt in die Schweiz: nasse Serpentinen ohne Leitplanken an gewaltigen Abgründen. Selbst im 21. Jahrhundert gibt es sowas noch. Aber das ist ja auch irgendwie schön. Dagegen waren die deutschen Autobahnen dann wieder richtig langweilig 🙂

Fazit: Zur viert in einem Camper kann schnell mal eng werden. Aber mit der Alternative Flug hätte wir keine acht Orte ansteuern können! Viele traumhafte Orte haben wir gesehen und am Plan für die nächste Reise wird schon geschmiedet. Es geht in den Norden – dann aber zu fünft!

Teil 1 unserer Norditalien-Reise: Hier gehts zum Beitrag.

Ihr sucht noch einen passenden Camper? Dann schaut mal hier.

Mehr Infos zu Italien Urlaub hier.

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