Unterwegs mit...
Südafrika: Wer passt in Mandelas Schuhe?
Südafrika, ja, die ganze Welt, trauert um Nelson Mandela, den Mann, der die Apartheid besiegte. Reporterin Andrea Tapper hat Südafrika in diesem Jahr drei Mal bereist – als sich die Regenbogen-Nation schon für die Zeit nach Mandela rüstete. Hier ihre fotografischen Eindrücke und Begegnungen im neuen Südafrika
Es ist Nachmittag und ich schlendere durch die Innenstadt von Johannesburg, ganz entspannt. Vor fünf Jahren wäre dies noch unmöglich gewesen. „Jozi“, wie die Südafrikaner ihre größte Stadt nennen, galt bis vor kurzem noch als ultra-gefährlich. Doch neuerdings sind überall Symbole des „langen Wegs zur Freiheit“ – wie Mandela den Widerstand gegen die Apartheid nannte – als Kunst zu sehen. Darunter eine Statue von Mandela als Boxer vor dem Amtsgericht.

„Strategisch angreifen“: Mandela als Boxer in einer neuen Stahl-Statue von Marco Cianfanelli in der Innenstadt von Johannesburg
Jo’burg: Mandelas Kanzlei – jetzt ein Museum
Im Chancellor House gegenüber dem Amtsgericht eröffnete der spätere Präsident 1952 als erster schwarzer Anwalt des Landes zusammen mit Oliver Tambo eine Kanzlei. „Mich hat nicht die Gewalt, sondern die Technik beim Boxen fasziniert“, sagte Mandela einmal, der als junger Mann häufig im Ring stand. Bei der Fußball-WM 2010 war sein ehemaliges Büro im späten Art-Deco-Stil noch eine Ruine, von Wohnungslosen besetzt. Seit wenigen Monaten ist es ein Walk-by-Museum, ich gucke von außen auf Schautafeln, die Mandelas Lebensweg nachzeichnen. Überall wird so die Innenstadt neu belebt.

Geistiger Enkel Mandelas: Jungunternehmer Bheki Dube vor Mandelas früherer Rechtsanwalts-Kanzlei im Chancellor House, seit wenigen Monaten ein Museum
Kapstadt wird 2014 Welt-Designhauptstadt
Weiter nach Cape Town, zu deutsch Kapstadt, das 2014 Welt-Designhauptstadt wird. Helsinki trug diesen Titel vor zwei Jahren. Samstagvormittags gibt’s nur ein Ziel: Woodstock, eins der neuen In-Viertel in der schönen Küstenstadt unterhalb des Tafelbergs, mit dem Ökomarkt „Neighbourgoods Market“, ein Pendant dazu gibt’s in Jo’burg im Studentenviertel Braamfontein. Ein junges Pärchen verkauft Drinks von einer Fahrradbar aus. „Jeder muss in Südafrika erfinderisch sein“, sagen sie. Drei Millionen neue Häuser hat die erste demokratische Regierung seit 1994 gebaut. Nicht genug, sagen viele, doch ein Anfang.

Drinks auf Rädern: In Südafrika floriert das Kreative und Alternative – wie die Fahrrad-Bar dieses Pärchens auf dem Neighbourgoods Market in Kapstadt
Mandelas Erbe: Vielfalt ist heute das Motto
8115 und 46664: Zwei Zahlen mit Symbolcharakter in Südafrika. 8115 ist die Hausnummer von Mandelas winzigem Haus in Soweto, heute ein Museum. 46664 war seine Gefangenennummer während 27 Jahren Haft. Die Vilakazi Straße in Soweto hat ordentlich zugelegt, mit modernen Cafés, Souvenirläden, Kneipen, fast schon ein Disneyland des Polit-Tourismus. Wirtschaftlich und politisch mag’s noch schwierig sein in Südafrika, doch kulturell hat sich das Land knapp zwanzig Jahre nach dem Ende der Apartheid rasant verändert: Vielfalt ist heute das Motto.

Aufgerüscht: Eine neue Eingangsfront erhielt das kleine Haus von Mandela in Soweto, heute ein vielbesuchtes Museum

Alt und Neu im Zentrum von „Jozi“, das gerade beginnt, wieder aufzublühen
Mandelas langer Lebensweg: 1918 – 2013
Kaum irgendwo diskutieren die Menschen so viel und ausschweifend über den richtigen Weg wie in Südafrika. Trotz aller Probleme scheint das Land gewappnet – nicht zuletzt durch das leuchtende Vorbild Nelson Mandelas. Noch ein paar Zahlen merke ich mir: 1918 – 2013, die Lebensspanne des Mannes, der 1990 ohne Verbitterung das Gefängnis verließ und 1994 erster demokratisch gewählter Präsident wurde.

Zeitzeugen: Ehemalige weibliche Gefangene führen Besucher in Johannesburg durch ein früheres Gefängnis und das neue Verfassungsgericht – Fotos (6): Tapper
Frauenpower – gestern und heute
Das neue Südafrika ist kreativ: Vintage-Möbel und lokale Designer gibt’s reihenweise in Cape Town auf der Long Street. Mit ihrer Modemarke Loin Cloth & Ashes macht Anisa Mpungwe, 29, in Jo’burg’s neuem Kultviertel Maboneng Furore. Sie wuchs als Tochter des tansanischen Botschafters in Südafrika auf – und blieb hängen. Chancen nutzen: Viele versuchen es in Südafrika; der Weg ist nicht einfach. Um 170 Prozent hat sich das Einkommen schwarzer Haushalte in zehn Jahren verbessert, doch immer noch ist das weiße Einkommen sechs Mal so hoch.

Urbaner Laufsteg: Ethno-Prints von „Loin Cloth & Ashes“ beim Defilee in Johannesburg
Foto: Maboneng
TUI Reisetipp Südafrika
Vom Kap bis zum Krüger Park: Südafrika ist ein vielfältiges Reiseziel. Eine Kombi aus Rundreise, Safari und Stadtaufenthalt plus Strand in Cape Town verschafft einen tollen Eindruck von dem Land an der Südspitze Afrikas. Die beste Reisezeit ist jetzt, während unseres Winters. Mehr Infos zu Südafrika Rundreisen hier.