Trinkgeld im Urlaub: Peinliche Beleidigung oder absolutes Muss?

Wie viel Trinkgeld soll und muss es denn nun sein? Und wie übergebe ich es so, dass sich das Personal nicht vor den Kopf gestoßen fühlt? Fragen, die sich mir gerade im Urlaub immer wieder stellen. Denn hier lauern zahlreiche Tücken. Ein kleiner Leitfaden.

Trinkgeld im Ausland
Trinkgeld wird gern gesehen und richtet sich nicht nur nach der Höhe der Rechnung sondern auch der Zufriedenheit des Gastes- Foto: TUI

Trinkgeld geben – Muss ich oder muss ich nicht?
Generell gibt es keine rechtliche Grundlage, die dem Wirt oder Personal den Anspruch auf ein Trinkgeld einräumt. Es liegt allein im Ermessen des Gastes, ob und wie viel er geben möchte. Trotzdem hat sich in der Vergangenheit eine Trinkgeldkultur entwickelt, an die sich die meisten halten, also Trinkgeld geben.

Manchmal jedoch nur aus Gründen der Höflichkeit und weil es irgendwie zum guten Ton gehört. Man will nicht knickerig oder gar geizig erscheinen, egal, wie schlecht der Service war. Aber: Ist man mit Qualität und Service wirklich nicht zufrieden, ist es in Ordnung, auch mal kein Trinkgeld zu geben. Ehrlicherweise teilt man dem Personal dann auch die Gründe der Unzufriedenheit mit und gibt so die Chance zur Verbesserung. Darüber hinaus stehen in vielen Speisekarten Hinweise, ob ein Bedienungsentgelt bereits inkludiert ist. Ist man unsicher, kann dies bei der Entscheidungsfindung helfen.

Deutschland – Einig Trinkgeld-Land

Der Trinkgeld-Standard in Deutschland liegt zwischen zehn und 15 Prozent des Rechnungsbetrages. Man kann es dem Kellner direkt geben, es auf dem Tisch liegen lassen oder aber bei Kartenzahlung einfach auf die Gesamtsumme aufrechnen. Auch Taxifahrer freuen sich über ein Aufrunden des Fahrpreises.

Spanien – Jeder freut sich über Trinkgeld

Hier gelten ähnliche Regelungen wie in Deutschland. Die Differenz zum Rechnungsbetrag wird dem Gast auf dem Zahlteller übergeben, dieser lässt dann einfach einige Münzen liegen, die das Personal als Trinkgeld behält. Alles ganz diskret und ohne viel Wind. Üblich sind zehn bis 15 Prozent (15 sind schon großzügig). Auch der Taxifahrer und das Hotelpersonal freuen sich über eine kleine Zuwendung. Lässt man dem Zimmermädchen ein, zwei Euro auf dem Kopfkissen liegen, lohnt sich das in der Regel auch für den Gast.

USA – Trinkgeld als Lebensgrundlage

In den Vereinigten Staaten sieht der Fall anders aus. Hier lebt das Personal vom Trinkgeld, da die Löhne extrem niedrig angesetzt sind. Vom Rechnungsbetrag sollte man unbedingt 15 bis 20 Prozent als Trinkgeld einplanen. Ähnliches gilt auch für die Fahrt mit dem Taxi. Das Personal im Hotel nimmt einen Obolus ebenfalls gerne an: Pro getragenem Gepäckstück einen Dollar für den Pagen, das Zimmermädchen freut sich über ein bis zwei Dollar fürs Aufräumen und Betten machen. Bitte gut sichtbar auf dem Kopfkissen platzieren, um Missverständnisse zu vermeiden.

Großbritannien – Auf ein Glas mit dem Wirt

Im urigen englischen Pub bestellt der Gast an der Theke und holt sich sein Getränk auch ab – ein Tip ist hier nicht fällig. Bei Sympathie wird eine Einladung des Wirtes auf ein Glas aber gern gesehen. Wer mit den berühmten Black Cabs unterwegs ist, sollte unbedingt Trinkgeld einplanen. Auch hier werden zehn bis 15 Prozent fällig. Legt sich der Fahrer besonders ins Zeug und garniert die Fahrt mit wertvollem Wissen zu den Sehenswürdigkeiten, sollte der Tip üppiger ausfallen. Im Restaurant lässt man die Zuwendung von zehn bis 15 Prozent diskret auf dem Tisch liegen.

Türkei – Münzen zählen zum guten Ton

In der Türkei werden in der Regel sechs bis zehn Prozent Trinkgeld gegeben. Es wird als Selbstverständlichkeit angesehen, guten Service und die Qualität der erbrachten Dienstleistung entsprechend zu honorieren. Dies gilt auch für Hotelpersonal sowie Taxifahrer.

Japan – Wollen Sie mich beleidigen?

Japaner und Trinkgeld – ein heikles Thema. Traditionell wird es nicht gern gesehen, mitunter gar als Beleidigung aufgefasst, wenn Trinkgeld gegeben wird. Schließlich ist guter Service hier eine Selbstverständlichkeit. Lässt man Münzen auf dem Tisch im Restaurant liegen, kann es sogar passieren, dass der Kellner dem Gast hinterhereilt um das vermeintlich vergessene Geld zurückzugeben. Lehnt das Personal ein Trinkgeld also ab, sollte man dies respektieren und nur den Rechnungsbetrag begleichen.

Deine Meinung interessiert uns: Wie hältst Du es mit dem Trinkgeld im Urlaub? Gibst Du immer einen Obolus, gar keinen oder nur bei bestem Service?

4 Kommentare
  1. TUI Bloggerin Mela

    Hi Sandra, danke für Deine Einschätzung aus Gastronomie-Sicht. Die Sache mit den Trinkgeldern sorgt immer wieder für Verunsicherung und Gesprächsstoff. Das merke ich auch in meinem Bekanntenkreis. Kapverdische Inseln klingt toll. Wohin geht es denn genau?

    09.09.2014, 08:09
  2. Sandra

    Da ich selbst nebenberuflich in der Gastronomie arbeite, bin ich mit Trinkgeldern auch meist recht großzügig, auch im Urlaub. Allerdings halte ich es auch so, dass es nichts gibt, wenn der Service schlecht ist. Es sollte nicht zur Selbstverständlichkeit werden.
    Hat jemand Erfahrungen mit Afrika? Ich plane, demnächst auf die Kapverdischen Inseln zu fliegen.

    08.09.2014, 07:09
  3. TUI Bloggerin Mela

    Vielen Dank, Dieter! Deine Erfahrung deckt sich mit meiner – eigentlich freut sich jeder aus dem Dienstleistungsbereich über eine kleine Anerkennung. Gerade im Urlaub finde ich es prima, wenn man das Personal nicht vergisst. Lass uns doch an Deinen Erfahrungen bezüglich der USA teilhaben und melde dich noch mal, wenn Du zurück bist. Bis dahin viele Grüße und einen wunderbaren Sommerstart!

    20.05.2014, 06:05
  4. Guter Beitrag!

    Ich überlege auch immer wieder, um nicht zu viel oder zu wenig Trinkgeld zu geben. Aber meine Erfahrung ist, dass Trinkgeld überall wo ich bisher war sehr gerne gesehen wird. Von den USA habe ich das mit 15 bis 20 % auch des öfteren gehört und gelesen – persönlich werde ich es erst im Herbst genauer wissen.

    19.05.2014, 07:05
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