TUI fly Kolumne: Die Big 5 der Fliegerei

Seit nun schon 3 Jahren arbeitet Marlene als Flugbegleiterin bei der TUI fly – ein Job, den sie mit jeder Faser ihres Körpers liebt. In unserer Kolumne nimmt sie euch mit hinter die Kulissen ihres Berufalltags und lässt euch an den schönsten, lustigsten und emotionalsten Momenten ihres Jobs teilhaben. Heute erzählt sie euch, welchen Personengruppen sie immer wieder in ihrem Beruf begegnet.

Bestimmte Menschentypen begegnen einem immer wieder. Gerade in der Dienstleistungsbranche ist dies unvermeidlich. Auch in der Fliegerei gibt es bestimmte Personengruppen. Sie können einen zum Lachen bringen, aber auch in den Wahnsinn treiben. Man kann sie liebevoll Pappenheimer nennen, doch ich führe sie unter „Big 5“. Bitte jetzt nicht an Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe und Leopard denken.

Zugegeben, manchmal kommt es einem schon vor, als wäre man in einem Zoo, und ich denke, dieses Gefühl haben auch Passagiere, wenn sie fliegen.

Aber bevor ich lange um den heißen Brei herumrede, fange ich doch lieber an mit den „Big 5“ der Fliegerei:

Wer ist wer? Die Big 5 der Fliegerei
Wer ist wer? Die Big 5 der Fliegerei

TYP 1: MISTER STATUS

Er fliegt beruflich viel, ist ständig unterwegs. Hat wahrscheinlich mehr Flugstunden im Monat als die Crew und dadurch einen gewissen Status erreicht. Ein kleiner Teil dieser Vielflieger legt extrem großen Wert auf seinen Status, und er kann es nicht lassen, einem das mit Betreten des Flugzeuges unter die Nase zu reiben. Sei es, dass er den Mittelsitz belegt vorfindet oder dass er für sein Wasser zahlen muss – man könnte Wetten darüber abschließen, welche Kommentare kommen werden. Auch Sicherheitsregeln gelten aus seiner Sicht nur für „normale“ Passagiere. Bittet man vor Beginn des Sinkfluges darum, alle Laptops auszuschalten, kann man sicher sein, dass Mister Status zehn Minuten vor der Landung noch immer munter weiterschreibt. Klar: Er selbst hält sich für mächtig wichtig. Für uns ist er einfach nur mächtig anstrengend.

TYP 2: GROß, GRÖßER, HANDGEPÄCK

Dieses Phänomen kennt jeder, der mindestens einmal geflogen ist. Und alle, die in der Kabine arbeiten, wissen, was ich damit meine. Ich bin mir sicher, dass jede Airline mit diesem Problem zu kämpfen hat. Auf jedem Buchungsbeleg, beim Check-in, auf der Webseite der Airline – wirklich überall steht geschrieben, wie groß das Handgepäck sein darf und wie viele Stücke es maximal sein dürfen.

Doch ich fürchte, es gibt unter Fluggästen ein ungeschriebenes Gesetz, das besagt: „Handgepäck ist das, was man in zwei Händen tragen kann“. Und glaubt mir, zwei Hände können so einiges schleppen.

Hat man die Check-in-Mitarbeiter überlistet, taucht an Bord das nächste Problem auf: die Gepäckfächer. Sie sind zwar recht groß, doch sie reichen so gut wie nie aus. Ich habe die Beobachtung gemacht, dass der Platz unter dem Vordersitz konsequent ignoriert wird. Zugegeben, der Platz zum Vordermann ist wirklich nicht groß, doch wenn Koffer, Jacken und Taschen schon gefährlich weit aus den Gepäckfächern herausragen, bleibt einem doch nichts anderes mehr übrig. Anfangs stellte ich mir noch die Frage, warum einige Passagiere so viel mitnehmen. Doch seitdem ich auf einem Flug Tüten mit Töpfen, Pfannen, Pflanzen und einem Reiskocher in den Fächern erspäht habe, frage ich mich gar nichts mehr.

Mister Status und Groß, größer, Handgepäck
Mister Status und Groß, größer, Handgepäck

TYP 3: UNFREUNDLICH IST MEIN ZWEITER VORNAME

Diesen Passagiertyp erlebe ich relativ selten, denn zum Glück überwiegt die Gattung „Freundlich“. Sind jedoch Vertreter der Gattung „Unfreundlich“ auf einem Flug, darf man es nicht persönlich nehmen, auch als Passagier. Wir wissen alle nicht, was los ist: Vielleicht haben sie verschlafen, sind zu spät gekommen, haben etwas vergessen, eine schlechte Nachricht erhalten, sind vom Partner verlassen worden. Alles ist möglich. Es gibt Gründe, bei denen toleriere ich Unfreundlichkeit. Doch strenggenommen, sollte ein gewisses Maß an Höflichkeit schon erwartet werden können. Es gehört einfach zum guten Ton, das Bordpersonal beim Einsteigen zu begrüßen, auch wenn es nur ein flüchtiges Hallo ist. „Bitte“ und „Danke“ sind bei dieser Gattung leider auch nicht mehr in Mode. Ihr könnt euch also vorstellen, dass ich mir nichts Schöneres vorstellen kann, als mich in ihrer Nähe aufzuhalten – besonders dann, wenn ich sie ansprechen muss. Doch mit einem breiten Lächeln auf den Lippen oder einem kecken Spruch bekommt man sogar sie zum Lachen. Ich kann nur empfehlen, es mal zu versuchen.

TYP 4: DER TOILETTENGÄNGER

Auf die Toilette zu gehen, ist ein Grundbedürfnis, und es gibt nichts Unangenehmeres, als dringend die sanitären Einrichtungen aufsuchen zu müssen. Wir alle kennen dieses Gefühl. Leider geht es in einem Flugzeug aus Platzgründen nicht anders, als dass der Weg zu den Toiletten etwas beschwerlicher ist, wenn wir gerade mit dem Servicetrolley durch die Kabine gehen.

Irgendjemandem sind wir immer im Weg. Immer.

Wir versuchen unser Bestes, die Passagiere so schnell wie möglich auf die Toilette zu lassen, auch wenn das bedeutet, dass wir förmlich Tetris spielen müssen: Trolley nach vorne schieben, den Fluggast an einen freien Sitzplatz stellen, Trolley wieder nach hinten schieben, damit der Fluggast sein Ziel erreicht. Doch es ist kein unbedingt schönes Gefühl, wenn man dabei den Atem des Fluggastes im Nacken spürt und ständig „Dürfte ich bitte auf die Toilette?“ im Ohr hat. In solchen Momenten fragt man sich, ob dieser Fluggast überhaupt mitbekommt, dass man gerade Tetris auf Level 100 spielt, um ein Ergebnis zu erreichen, das alle Beteiligten zufriedenstellt. Noch besser wird es, wenn man den Atem ein und desselben Gastes während des Fluges mehrmals in seinem Nacken spürt.

Gott sei Dank eher selten: Die Gattung Unfreundlich (links im Bild). Dafür umso öfter: Der Toilettengänger
Gott sei Dank eher selten: Die Gattung Unfreundlich (links im Bild). Dafür umso öfter: Der Toilettengänger (rechts im Bild)

TYP 5: ANSCHNALLZEICHEN SIND NUR DEKORATION

Es ist, ähnlich wie mit dem Handgepäck, ein Phänomen, das mich nur noch schmunzeln lässt. Die Fliegerei ist ein Buch mit sieben Siegeln, das verstehe ich. Und für einen Passagier, der nicht oft fliegt, ist es noch etwas schwieriger, alles zu verstehen. Aber dafür gibt es ja uns Flugbegleiter.

Wir erklären alles, und besonders die sicherheitsrelevanten Dinge wie die Anschnallzeichen. Sie haben einen wichtigen Grund: Sie dienen der Sicherheit. Sind sie ausgeschaltet, darf fast alles gemacht werden. Sind sie eingeschaltet, hat ein Passagier auf seinem Platz zu sitzen.

Sicher, wir Flugbegleiter laufen zwar schon herum, wenn die Anschnallzeichen noch leuchten, aber wir haben andere Regularien. Die meisten Gäste halten sich an die Anschnallzeichen, doch hin und wieder gibt es Ausnahmen. Besonders amüsant finde ich es, wenn die Anschnallzeichen wieder aufleuchten, weil wir uns auf die Landung vorbereiten. Dann gibt es regelmäßig eine Handvoll Passagiere, die dieses Zeichen zum Anlass nehmen, schnell noch mal auf die Toilette zu gehen. Ich weiß, dass sie davor nicht auf der Toilette waren, weil man mit der Zeit einfach mitbekommt, wer rechtzeitig geht und wer nicht.

Besonders lustig wird es nach der Landung. Ich denke, auch dies hat jeder schon mitbekommen: Das Flugzeug ist gerade zum Stehen gekommen, was aber nicht heißen muss, dass die Parkposition schon erreicht ist. Wir Flugbegleiter sitzen noch, da wir selbst auch noch nicht aufstehen dürfen, doch mindestens das halbe Flugzeug steht schon im Gang. Aber auch am Boden gelten die Regeln der Anschnallzeichen.

Warum anschnallen?
Warum anschnallen? Ist doch nur Dekoration. Naja, nicht wirklich!

Auch, wenn manche typischen Passagiergruppen einem den Nerv rauben können, so machen sie doch die Fliegerei aus. Sie sind wie das Salz in der Suppe. Sie halten uns auf Trab und sorgen dafür, dass wir nicht in Routine verfallen. Eigentlich müssten wir uns bei ihnen dafür bedanken, dass sie für spannende und auch lustige Flüge sorgen.

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AUS DEM JOBALLTAG EINER FLUGBEGLEITERIN

Jeden Monat lässt uns TUI fly Flugbegleiterin Marlene an ihrem Joballtag teilhaben. Letzten Monat hat sie eine Liebeserklärung an ihre Kollegen, Gäste und ihren Beruf geschrieben.

Eine Liebeserklärung an meine Kollegen, unsere Gäste und meinen Beruf

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