
Deadlines zu knapp, Leistungsdruck zu hoch, der eigene Perfektionismus führt zur nächsten Überstunde. Stress ist weit mehr als ein Gefühl – er stellt die vielleicht größte Belastung für unseren Körper dar, sowohl psychisch als auch physisch. Auszeiten sowie digitale Arbeitsoptionen wie Workation sind für moderne Arbeitnehmer und -geber sinnvolle Wege, um den Stress beim Job zu reduzieren.
Eine europaweit durchgeführte Umfrage des HR-Dienstleisters SD Worx zeigt: Mehr als 80 % der Werktätigen erleben mindestens einmal pro Monat stressige oder psychisch belastende Situationen in ihrem Arbeitsumfeld. Insbesondere in diesen Momenten entstehen Sehnsüchte und Fernweh: Einmal alle Sorgen hinter sich lassen und den nächsten Flug buchen, um sich eine Auszeit zu gönnen.
Home Office, flexible Arbeitszeiten, Sabbatical oder Workation. Die Lösungen der modernen Arbeitswelt sind vielfältig und lassen sich in der einen oder anderen Form in vielen Unternehmen in Anspruch nehmen. Wichtig ist, dass Arbeitnehmer auf sich und ihre mentale Gesundheit achten.
Zwischen Burnout & Tapetenwechsel: Auszeiten für die mentale Gesundheit
Sind die mentalen Batterien erschöpft, droht ein Burnout. Spätestens an diesem Punkt fordert der eigene Körper die dringend benötigte Pause ein. Der aktuelle „Psychreport“ der DAK zeigt: Im Jahr 2021 kamen auf 100 Versicherte 267 Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund psychischer Erkrankungen wie dem Burnout-Syndrom – der bisherige Höchststand.

Unterschätzte Gefahr: Wie Arbeitsstress das Herz belastet
Was viele Workaholics zudem unterschätzen: Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind laut DAK-Gesundheitsreport 2022 die mit rund 340.000 Fällen jährlich häufigsten Todesursachen in Deutschland. Und ja, auch sie werden durch psychische Faktoren begünstigt. Fast jeder fünfte deutsche Arbeitnehmer leidet unter mindestens einem psychischen Risikofaktor. Das bedeutet: 8,6 Millionen Erwerbstätige in Deutschland haben aufgrund von psychischen Erkrankungen oder arbeitsbedingtem Stress ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkte.
Zusätzlich erhöht psychischer Stress die Anfälligkeit für andere Risikofaktoren.
Experten-Tipp:
„Stress führt zu ungesundem Essverhalten und Übergewicht. Auch der Nikotinkonsum bei Raucherinnen und Rauchern steigt unter Stress. Insofern beeinflusst der Stress auch die anderen negativen Risikofaktoren. Stress spielt aber auch als unabhängiger Risikofaktor eine Rolle. Zeiten der Achtsamkeit und der bewussten Entspannung können so zur Prävention beitragen.“
Universitätsklinikums Schleswig-Holstein im DAK-Gesundheitsreport
Der Pandemie-Effekt: (Online-)Interesse an Sabbaticals und Workations wächst rasant
Angebote zur Gesundheitsförderung bereitzustellen, ist noch immer kein Standard für viele deutsche Arbeitgeber. Gerade einmal 41 % der Beschäftigten mit erhöhtem Herzinfarktrisiko erhalten laut DAK ein solches. Die Verantwortung für präventive Maßnahmen zur Entschleunigung übernehmen viele Arbeitnehmer selbst. Die Pandemie spielt dabei eine maßgebliche Rolle, denn durch sie wurden Arbeitnehmer zusätzlich für die Thematik der mentalen Gesundheit sensibilisiert. Der allgemeine Tenor – insbesondere der Generationen Y und Z – lautet: Weniger Arbeit, mehr Freizeit!
Das Interesse an Angeboten für berufliche Auszeiten, beispielsweise in Form von Sabbatical und Workation, steigt von Jahr zu Jahr, wie ein Blick auf die Google-Suchanfragen zeigt. Eine Untersuchung mit dem Analyse-Tool Semrush zeigt, dass sich die kombinierte Anzahl der Suchen für die Begriffe „Sabbatical“ und „Sabbatjahr“ zwischen 2017 und 2022 um 66 % erhöhten. Das prozentuale Wachstum für die Begriffe „Workation“ und „Arbeitsurlaub“ beträgt im selben Zeitraum sogar 1.529 %!

Auszeit mit Tücken:
Sabbatical-Planung stellt viele Arbeitnehmer vor große Hürden
Vor der Planung des Sabbaticals stehen oftmals zwei große Fragen im Raum: Lässt mein Arbeitgeber ein Sabbatical überhaupt zu und kann ich mir die Auszeit überhaupt leisten? In einer Umfrage von Sabbatjahr.org. gaben alle 531 Befragten an, dass sie das Konzept Sabbatical mit finanziellen Sorgen verbinden. Finanzielle Ängste drehen sich vor allem darum, aufgrund der Gehaltseinbußen nicht alle Ausgaben decken zu können. Hinzu kommt die Bangnis um laufende Kredite oder Fixkosten wie Mieten und Versicherungen. Mehr als 54 % der Befragten fürchten zudem Konflikte im Beruf.


Workation: Alternative mit finanzieller Sicherheit
In Zeiten von Ungewissheit, Krisen und Inflation wollen die wenigsten ihren sicheren Job aufgeben. Ebenfalls sind die finanziellen Unsicherheiten während eines Sabbaticals nicht von der Hand zu weisen. Daher gewinnt ein neues Arbeitsmodell an Relevanz, das Flexibilität und Sicherheit sowie Auszeit und Arbeit vereint: .
Das Kofferwort Workation setzt sich aus den englischen Begriffen Work und Vacation zusammen. Was sich auf den ersten Blick widerspricht, ist dank fortschreitender Digitalisierung in immer mehr Branchen möglich. Es handelt sich um eine bewusste, geplante und vorab beidseitig kommunizierte Vereinigung aus Job im Heimatland und Urlaub im Ausland, sozusagen Remote Working auf Reisen. Die Dauer kann variieren: Von wenigen Tagen bis mehreren Monaten gibt es viele Zwischenlängen.
Der ideale Mittelweg für Weniger-Risikofreudige? Laut Babbel würden 76 % der Deutschen eine Workation in Anspruch nehmen, wenn sie die Möglichkeit dazu hätten. Zwei Drittel glauben sogar, auf einer Workation produktiver zu sein. Ihre Beweggründe sind breit gefächert: Die größte Motivation liegt mit Abstand in den positiven Auswirkungen auf die Work-Life-Balance. Über die Hälfte der Befragten will in der Workation außerdem dem deutschen Wetter entfliehen – gerade in den kalten Wintermonaten tun es viele Deutsche den Zugvögeln gleich und tauschen ihre Heimat gegen wärmere Gefilde.

Remote Work als K.-o.-Kriterium: Neue Maßstäbe in der Arbeitswelt
Während der Corona-Pandemie haben viele Unternehmen ihren Mitarbeitern Teil-Homeoffice bzw. sogar komplett Remote Work ermöglicht, um den Betrieb trotz geltender Bestimmungen am Laufen zu halten. Und es hat funktioniert! Laut der Flexible-Working-Studie von Deloitte ist in 80 % der Unternehmen Homeoffice in mehr Jobs bzw. Funktionsbereichen möglich als vor der Pandemie.
Von zu Hause arbeiten: Gut. Von jedem beliebigen Ort auf der Welt arbeiten: Besser. Die Erwartungen und Anforderungen seitens der Arbeitnehmer haben in den vergangenen Jahren stark zugenommen. 93 % der befragten Bewerber gaben an, dass ihre Erwartungen an ortsunabhängiges Arbeiten gestiegen sind. Auch die Google-Suchanfragen für den Begriff „Remote Work“ haben sich laut Semrush allein in Deutschland zu Beginn der Pandemie versechsfacht. Es wird deutlich: Für New Worker steht eine gesunde Work-Life-Balance im Vordergrund, moderne Arbeitsmodelle sind für sie in der Job-Wahl kein Benefit, sondern Grundvoraussetzung.
New Work (dt.: neue Arbeit) bezeichnet ein neues, von der Globalisierung und Digitalisierung geprägtes Verständnis von Arbeit. Geld und Status stellen für New Worker längst nicht mehr die einzig wahren Motivatoren dar. Stattdessen bilden Freiheit und Selbstständigkeit die zentralen Werte der neuen Arbeitswelt. „Digital Nomads“ reisen teilweise sogar ohne festen Wohnsitz oftmals über Jahre von Ort zu Ort, den Laptop immer im Gepäck.
Günstig, sonnig, connected:
Ranking der besten Workation-Destinationen
Schon früh am Morgen entspannt auf einer Terrasse mit Meerblick liegen, angenehm durchbricht eine sanfte Brise die tropische Luft. Jetzt den Laptop aufklappen und die ersten Mails checken – eine wunderbare Vorstellung für die Workation, oder? Aber was, wenn das Internet noch vor dem ersten Online-Meeting versagt? Denn nicht jedes Land verfügt über eine flächendeckende Breitbandversorgung. Wer beispielsweise eine Workation in Indonesien (durchschnittlich 23 Mbit/s) oder auf den Philippinen (27 Mbit/s) plant, sollte mit langsamen und weniger stabilen Verbindungen rechnen.
In dem TUI Workation Index (TWI) haben wir 85 Länder miteinander verglichen, um auf Basis von neun Kriterien herauszufinden, in welchen 60 Ländern Digital Nomads die besten Remote-Work-Bedingungen vorfinden. Unter den Kriterien befinden sich neben den durchschnittlichen Übertragungsraten für Breitband- und mobiles Internet ebenfalls u. a. der Global Acceptance Index, der Global Peace Index sowie eine Übersicht über die durchschnittlichen Mietpreise.
TUI Workation Index:
Die 60 Top-Destinationen für Remote Work weltweit
Land | Breitband Speed | Mobile Speed | Breitband Kosten | Monatliche Kosten | Working- Holiday- Visum | Happiness Index | LGBTQIA+ Akzeptanz |
Safety Index |
Ø-Temperatur in °C | TUI Workation Score |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Thailand
|
183,58 | 34,4 | 22,15 € | 364,59 € | Ja | 5,99 | 5,81 | 2098 | 27 | 76 |
Dänemark
|
179,81 | 66,68 | 44,85 € | 1006,58 € | Ja | 7,62 | 8,69 | 1296 | 9 | 74 |
Rumänien
|
188,55 | 41,48 | 7,58 € | 347,12 € | Ja | 6,14 | 4,10 | 1640 | 10 | 73 |
Frankreich
|
177,93 | 50,45 | 25,86 € | 750,46 € | Ja | 6,69 | 7,73 | 1895 | 12 | 73 |
Ungarn
|
169,52 | 43,6 | 15,73 € | 387,64 € | Ja | 5,99 | 5,08 | 1411 | 12 | 73 |
Spanien
|
160,41 | 41,98 | 36,62 € | 731,45 € | Ja | 6,49 | 8,77 | 1603 | 14 | 73 |
Niederlande
|
125,82 | 88,13 | 39,46 € | 1192,24 € | Ja | 7,46 | 9,46 | 1522 | 10 | 71 |
Deutschland
|
120,13 | 49,67 | 26,73 € | 867,52 € | Ja | 7,16 | 7,73 | 1462 | 9 | 70 |
Schweden
|
158,73 | 56,64 | 36,83 € | 831,69 € | Ja | 7,36 | 9,18 | 1564 | 3 | 69 |
Neuseeland
|
139,82 | 61,27 | 50,22 € | 1001,47 € | Ja | 7,28 | 8,23 | 1269 | 11 | 69 |
Hinweis: Arbeitnehmer aus Deutschland benötigen innerhalb der EU kein Visum für eine Workation. In Nicht-EU-Ländern gelten jedoch individuelle Bestimmungen, die es vor der Planung zu prüfen gilt. Einige Länder bieten beispielsweise kein Working-Holiday-Visum an.
TUI Workation Index: Unterschiedliche Kriterien sind
ausschlaggebend
für Workation-Destinationswahl
Nicht nur die verfügbare Internetgeschwindigkeit ist ein ausschlaggebender Faktor für die Wahl der idealen Destination. Um finanzielle Engpässe zu vermeiden, gilt es zu bedenken, dass die durchschnittlichen Mietpreise im Urlaubsparadies nicht zwangsläufig den heimischen entsprechen, jedoch von demselben Gehalt gedeckt werden müssen.
Die Workation in bitterer Kälte verbringen – das können sich nur wenige vorstellen. Umso wichtiger ist es, auch die klimatischen Voraussetzungen der Wunschdestination im Blick zu haben. Während Thailand Sonnenanbeter mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von knapp 27 Grad Celsius lockt, lohnt sich eine Workation in Dänemark (knapp 9 Grad Celsius im Jahresdurchschnitt) für viele eher nur in den Sommermonaten.
Um sich an einem Ort über längere Zeit wohlfühlen zu können, spielen nicht zuletzt das soziale Umfeld und das allgemeine Wohlbefinden der Bevölkerung eine entscheidende Rolle. Der Happiness Index eines Landes spiegelt dies anschaulich wider, während die LGBTQIA+ Akzeptanz einen sehr guten Eindruck über die Offenheit und Diversität des Zielortes vermittelt.

Workation als Sparmodell: Urlauben und Konto schonen
Während Gap Years und Sabbaticals oft mit finanziellen Sorgen verbunden sind, fließt während einer Workation weiterhin regelmäßig das Gehalt aufs Konto. Und doch: Die hohen Lebenshaltungskosten einiger Länder können selbst Gutverdiener in die Bredouille bringen, wenn sie ihren Lebensstandard nicht entsprechend anpassen. Wer sich samt Laptop in der Sonne aalen, die Welt entdecken und dabei auch noch sparen möchte, sollte zunächst einmal seinen Zielort mit Bedacht wählen. Doch auch andere Maßnahmen können dazu beitragen, den Geldbeutel zu entlasten.
Wie die Zugvögel: Im Winter in den Süden ziehen, um es warm zu haben
Die Heizkosten steigen in ungeahnte und noch nicht abschätzbare Höhen – ein Umstand, der bei vielen Deutschen Ängste und Sorgen vor dem kalten Winter geweckt hat. Der Gedanke liegt also nah: Warum nicht gleich die kalten Monate im warmen Süden verbringen? Aber ist das realistisch? Wie viele Deutsche möchten in den kalten Monaten von wärmeren Gefilden aus arbeiten?
Experten-Tipp:
„Mit den neuen Möglichkeiten des Homeoffice und flexiblen Arbeitszeitmodellen hat der Trend Workation eine ganz neue Klientel geschaffen. Alles in allem könnte das Segment der Langzeit- und Workation-Urlauber bei uns schon bald die Schwelle von 100.000 überschreiten.“

Flexible New-Work-Optionen wichtig für Mental Health
und eine neue Arbeitnehmergeneration
Die Arbeit am heimischen Schreibtisch oder in immer demselben Büro klingt im Rahmen von New Work wenig reizvoll. Globalisierung, Digitalisierung sowie das Umdenken während der Corona-Pandemie haben sowohl bei Arbeitnehmern als auch Arbeitgebern zu einem Umdenken geführt. Neue Wege in puncto Selbstständigkeit und Flexibilität sind notwendig, um langfristig Arbeitnehmer an das Unternehmen zu binden. Eine gute Work-Life-Balance zu kreieren und die mentale Gesundheit zu stärken, nimmt in der neuen Arbeitswelt einen hohen Stellenwert ein. Individuelle Homeoffice- bzw. Remote-Work-Regelungen sowie Angebote für Workations und Sabbaticals gelten für einen Großteil der Bewerber inzwischen als entscheidendes Kriterium bei der Jobwahl, weswegen diese Optionen für Arbeitgeber ungemein wichtig im War for Talents sein können.
Quellen:
Umfrage zu Sabbaticals von Sabbatjahr.org:
https://www.sabbatjahr.org/pressemitteilung-sabbatjahr-sabbatical-umfrage
Babbel-Studie zu Workations:
https://de.babbel.com/die-besten-eu-workation-ziele
Digital Nomad Index von Circleloop:
https://www.circleloop.com/nomadindex,
Global Acceptance Index vom Williams Institute:
https://williamsinstitute.law.ucla.edu/wp-content/uploads/Global-Acceptance-Index-LGBTI-Nov-2021.pdf
Durchschnittstemperaturen weltweit von Trading Economics:
https://tradingeconomics.com/country-list/temperature
Global Peace Index von Vision of Humanity:
https://www.visionofhumanity.org/wp-content/uploads/2022/06/GPI-2022-web.pdf
Psychreport von DAK-Gesundheit:
https://www.dak.de/dak/bundesthemen/psychreport-2022-2533048.html#/
Gesundheitsreport 2022 von DAK-Gesundheit:
https://www.dak.de/dak/bundesthemen/dak-gesundheitsreport-2022-2548220.html#/
Internationale Umfrage “A Worker’s Journey” von SD Workx:
https://www.sdworx.de/de-de/ueber-sd-worx/presse/2022-01-13-eine-neue-studie-zeigt-deutsche-arbeitnehmende-streben-nach
World Happiness Ranking:
https://worldhappiness.report/ed/2022/happiness-benevolence-and-trust-during-covid-19-and-beyond/#ranking-of-happiness-2019-2021
Durchschnittsmietpresie für Ein-Raum-Wohnungen von Numbeo:
https://www.numbeo.com/property-investment/
Speedtest Global Index: https://www.speedtest.net/global-index
Global Broadband Pricing League Table 2022 von Cable.co.uk:
https://www.cable.co.uk/broadband/pricing/worldwide-comparison/
Semrush-Analyse (November 2022)