Die Fahrt geht weiter. Mit dem TUI-Camper durch Amerika. „Ich lande in einer Geisterstadt, irgendwo in Nevada“, schreibt Angelika Schwaff
Das Wohnmobil schnurrt langsam die Ausfahrt nach Wells in Nevada herunter. Die Sonne steht hoch über den kargen Bergen. Ein paar Gestrüppballen wehen über die Straße. Ich bin auf Geisterstadtsuche. Irgendwo hier müssen die Überbleibsel von Metropolis liegen.
Schon das Örtchen Wells sieht aus wie ausgestorben. Alte Werbetafeln von Motels, in denen ich nicht mal eine Stunde verbringen möchte, verwitterte Häuser, deren letzter Anstrich ein paar Jahrzehnte her sein muss. Aber es leben Menschen hier. Am Ortsrand dann endlich ein Schild: METROPOLIS.
Kühe glotzen: Wer kommt denn da?
Nach wenigen Metern ist jedes Zeichen moderner Zivilisation erloschen. Ich fahre noch an genau drei kleinen Bauernhöfen vorbei. Selbst die Kühe auf den Feldern schauen mich an, als hätte ich nicht alle Tassen im Schrank. 30 Minuten brauche ich, bis mich mein Navi um die letzte Kurve leitet. Und dort, am Horizont sehe ich die Ruinen. Und mir stockt der Atem. Ein hohes Steintor ist zu sehen, wohl der Eingang eines einst imposanten Gebäudes. Der Bogen des Eingangs reich verziert. Ich fahre näher ran und steige aus. Kurz vor den Ruinen entdecke ich rechts einen Gedenkstein, der etwas über die Geschichte der Stadt erzählt. 1909 wurde sie gegründet – mit großen Hoffnungen.
Die Stadt der Hoffnung – jetzt tot
Eine Modellstadt sollte sie werden. Die Bahngesellschaft legte Schienen und die ersten Familien kamen. Eine Schule und ein prächtiges Hotel wurden gebaut. Um die Stadt am Leben zu erhalten wurde ein Damm errichtet, der die Stadt über Kanäle mit dem hier in der Wüste so nötigen Wasser des nahen Humboldt Fluss versorgen sollte. Aber die Rechnung wurde ohne die benachbarten Bauern gemacht, denen die Stadt das Wasser wegnahm. Sie klagten – und gewannen. Nur 4000 Menschen konnten mit dem vom Gericht zugesprochenen Wasser in Metropolis leben. Dann folgten auch noch Trockenzeiten und Grillenplagen. Viele Familien verließen die Stadt – bis schließlich auch die Zugverbindung eingestellt wurde. Die Stadt war regelrecht verdurstet. 1947 gingen die letzten Siedler. Heute pfeift der Wind durch die Häuser, die sie einst bewohnten.
Ich muss heftig schlucken. Vor mir die Ruinen voller Hoffnung auf ein gutes Leben. Neben dem Gedenkstein sehe ich einen Metallkasten, mit Gästebuch und Stift. Zehn Blätter sind mit Notizen gefüllt, auch ich hinterlasse meinen Namen. Und bevor ich mich auf die Weiterfahrt mache, durchwandere ich die verlassenen Überreste der Siedlung und frage mich, wo sie alle hin sind, die Bewohner von Metropolis. Ihre Geister werden für immer hier bleiben.
Mädels – so bekommt man Truckerarme!
Ich bin inzwischen den 12. Tag mit dem Camper unterwegs – und fühle mich gut. Der Wagen und ich sind mittlerweile gut eingespielt, obwohl die Fahrten teilweise sehr anstrengend sind. Manchmal bin ich bis zu acht Stunden on the road und wenn dann noch ein starker Wind weht, bekomme ich vom Gegenlenken dicke Arme. Apropos Arme: ich habe auch schon eine lustige Truckerbräune am Oberarm!
Die Einsamkeit der Landschaft macht mir keine Angst, sondern umarmt mich. Sie gibt mir Ruhe und entspannt mich. Ich fühle mich nie allein und schon gar nicht einsam, denn ich lerne ständig und überall neue tolle Menschen kennen. Und ich gebe es zu: Ja, ich bin in die USA verliebt, das war ich aber auch schon vorher – doch der Trip und die einsamen Landschaften hier machen mich wirklich sprachlos. Die Schönheit der Weite ist oft kaum zu ertragen, da geht mir das Herz besonders auf.
TUI Blogtipps: Du willst wissen was Angelika auf ihrem Roadtrip so erlebt hat? Hier findest du all ihre Artikel aufgelistet:
► Roadtrip quer durch die USA: Es geht los!
► Even gowgirls get the blues
► Ohne Blumen im Haar nach San Francisco
► Tschüss, USA! Am Weinland von Napa Valley
► Wohnmobil-Urlaub: Die besten Tipps von einer Anfängerin für Camper-Neulinge