Rund ums Fliegen
Flugzeug-Knigge: Welche Benimmregeln solltest du an Bord beachten?
Wie überall im Leben, wo Menschen zusammentreffen, gibt es natürlich auch an Bord eines Flugzeugs bestimmte Umgangsformen und Benimmregeln. Wir wollten genau wissen, was die absoluten No-Gos sind und haben deshalb eine Flugbegleiterin befragt. Wem gehört die mittlere Armlehne? Zählt das Neigen der Rückenlehne zu den Passagier-Grundrechten? Ist Applaus nach der Landung angebracht? Im folgenden Artikel erfährst du, welche Regeln im Flugzeug den Zorn deiner Sitznachbarn zukünftig vermeiden könnten…
Regeln im Flugzeug
Beim Boarding
Ruhe bewahren
Im Flugzeug ist es gemeinhin sehr eng. Die Fluggäste sitzen dicht an dicht, je nach Körperfülle fast aufeinander. Insbesondere auf Langstreckenflügen sorgt die unfreiwillige Nähe für erhöhtes Stresspotential. In dieser unfreiwilligen Situation ist es ganz besonders angebracht, aufkeimende Aggressionen zu unterdrücken und sich auf seine gute Erziehung bzw. gewisse Regeln im Flugzeug zu besinnen. Versuche daher stets die Ruhe zu bewahren. Das beginnt bereits beim Boarding: Es gibt hier keine Siegerpreise für Drängler bzw. musst du nicht als Erster durch das Gate kommen! Das Flugzeug wird erst starten, wenn sich alle eingecheckten Fluggäste an Bord befinden.
Die Crew und den Sitznachbarn höflich grüßen
Beim Betreten der Maschine wirst du von den Flugbegleitern freundlich begrüßt. Diese freuen sich ebenfalls über ein freundliches „Hallo“ oder zumindest einen kurzen Blickkontakt. Das Gleiche gilt für deinen Sitznachbarn, mit dem du die nächsten Stunden auskommen musst.
Handgepäck schon vorab sortieren
Das Boarding mit dem Aufsuchen des Sitzplatzes und Verstauen des Handgepäcks sollte möglichst zügig vonstatten gehen, damit der Flieger pünktlich starten kann. Sortiere deshalb dein Handgepäck schon vor dem Flug und lege die Dinge, die du während des Fluges benötigst, möglichst nach oben, um nicht unnötig lange danach suchen zu müssen. Denn wenn jemand während des Boardings lange den Gang blockiert, kommt schnell Hektik auf.
Die Grenzen des Gepäckfachs akzeptieren
Falls du ein großes Handgepäck-Stück hast oder noch einige Tüten aus dem Duty Free Shop verstauen möchtest, solltest du besser nicht als Letzte(r) an Bord gehen, denn dann ist die Kapazität der Gepäckfächer oft schon ausgereizt. Falls dort kein Platz mehr ist, sprich die Flugbegleiter an, ob in einem anderen Bereich des Flugzeuges eventuell noch mehr Stauraum vorhanden ist. Schwere Gegenstände haben im Gepäckfach grundsätzlich nichts verloren. Verstaue diese aus Sicherheitsgründen besser unter deinem Sitz.
Umsetzen bitte nur auf Nachfrage
Auch wenn die Durchsage „Boarding completed“ ertönt, bitte nicht gleich losstürmen und umsetzen. Bitte frag beim Kabinenpersonal nach, ob der leere Platz wirklich noch frei ist. Oftmals sind freie Plätzte schon anderweitig vergeben, z.B. um einer Familie das Zusammensitzen zu ermöglichen oder für eventuelle Nachzügler.
Während der Durchsagen leise sein
Unabhängig davon, ob man selbst die Sicherheitsdurchsage schon kennt oder nicht, ist es den anderen Fluggästen gegenüber fair, leise zu sein. Es gibt bestimmt einige Urlauber an Bord, die die Sicherheitsanweisungen gerne hören wollen, weil sie ihnen noch nicht so geläufig sind, oder die Interesse an den Sonderangeboten aus dem Bordshop haben.
Flugzeugknigge
Während des Fluges
Umgang mit dem Sitznachbarn
Mit deinem Sitznachbarn solltest du eine Koalition auf Zeit eingehen, damit für euch alle der Flug so angenehm wie möglich verläuft. Höflichkeit und Rücksicht sind dabei das A und O. Dann sollte es auch mit gemeinsam genutzten Armlehnen oder dem Aufstehen beim Toilettengang klappen. Wer an Smalltalk nicht interessiert ist, setzt sich am besten Kopfhörer auf oder vertieft sich in seine Bordlektüre.
Kampf um die Armlehnen
Vor allem bei Dreierreihen kommt es oft zu Ellenbogen-Kämpfen um die mittleren Armlehnen. Denn wer seinen Arm auf der Armlehne platzieren darf, überlassen die Fluggesellschaften in der Regel ihren Gästen. Der Fairness halber sollten jedoch diejenigen, die rechts bzw. links sitzen, dem Passagier in der Mitte zwei Armlehnen überlassen. Schließlich sitzt dieser sowieso schon eingezwängt dazwischen und hat weder eine gute Aussicht noch die Ausweichmöglichkeit in den Gang.
Die Rückenlehne nicht abrupt zurückklappen
Das Kippen der Rückenlehne hat schon vielen Hintermänner und -frauen Hämatome am Knie bzw. Kaffeeflecken auf dem Schoß gekostet. Daher lohnt der Blick zurück, am besten mit einer kurzen Warnung, bevor du die Rückenlehne in die Ruheposition verstellst. Wenn Du besonders höflich sein möchtest, dann frage, ob der Platz reicht, bevor du die Lehne verstellen möchtest. Bedenke hierbei jedoch, dass du auch mit einer negativen Antwort zurechtkommen musst. Am besten nicht allzu abrupt zurücklehnen und nach Möglichkeit auch nicht, wenn der Hintermann gerade isst oder randvolle Getränkebecher auf seinem Tisch stehen hat.
Viele Reisende fordern, generell auf die vermeintliche Unsitte des Lehnenverstellens zu verzichten. Diese Regel im Flugzeug wäre jedoch für Passiere mit Rückenproblemen insbesondere auf Langstreckenflügen eine schmerzliche Zumutung.
Licht und Lärm
Das subjektive Empfinden jedes Menschen, was Lichtempfindlichkeit und Lärm angeht, ist höchst unterschiedlich. Genauso wie das Schlafverhalten. Während der Eine während des Fluges gerne liest, möchte der Andere vielleicht lieber schlafen. Nimm dir am besten Ohrstöpsel oder Kopfhörer und eine Schlafbrille mit, wenn du über den Wolken gerne Schäfchen zählen willst.

Geruchsbelästigung vermeiden
Auch wenn die Versuchung noch so groß sein sollte, lass bitte deine Schuhe an. Oder trage zumindest frische Socken. Ein absolutes No-Go ist es, barfuß zur Toilette zu gehen oder die Füße auf den (Vorder-)Sitz zu legen. Wer zum Transpirieren neigt, sollte sich ein Deo ins Handgepäck legen. Bei der Dosierung des Parfums gilt die goldene Regel: weniger ist oft mehr!
Mit den Flugbegleitern respektvoll umgehen
Jeder Flugbegleiter kümmert sich um 50 Passagiere und ist neben dem Service auch für die Sicherheit an Bord verantwortlich. Um die Aufmerksamkeit der Flugbegleiter auf sich zu lenken, reicht ein dezentes Handzeichen oder ein einfaches „Entschuldigen Sie bitte“. Wenn du etwas zu essen oder zu trinken bestellen möchtest, informiere dich am besten schon einmal vorab in der Menü-Karte darüber, welche Auswahl es an Bord gibt. Du erwartest im Restaurant ja auch nicht, das dir der Kellner die Speisekarte vorliest.
Die Serviceklingel mit Bedacht einsetzen
Entgegen landläufiger Meinung ist der Serviceknopf nicht dazu gedacht, Getränkebestellungen loszuwerden oder die herbeieilenden Flugbegleiter zu fragen, wie lange der Flug noch dauert. Vielmehr sollte der Knopf dazu dienen, bei ernsthaften Anliegen schnelle Hilfe zu bekommen. Sprich: bei gesundheitlichen oder sonstigen schwerwiegenden Problemen.
Füße nicht in den Gang stellen
Falls du deine Beine doch einmal in den Gang stellst, nimm diese rechtzeitig wieder beiseite, wenn jemand vorbei möchte. Bedenke: Der Gang ist der Arbeitsbereich der Flugbegleiter und ein Unfall mit einem der Servicewagen (nach dem Motto: kleiner Zeh wird vom Servicewagen überrollt) ist wirklich schmerzhaft…
Klimmzüge am Vordersitz vermeiden
Der Rücken schmerzt, die Beine sind eingeschlafen, dennoch: Widerstehe der Versuchung, dich aus Bequemlichkeit an der Lehne des Vordermannes hochzuziehen. Mit deinem Klimmzug reißt du den Fluggast vor dir aus der Ruhe. Auch die integrierten Bildschirme vor dir sollten im Idealfall nicht heftig bearbeitet, sondern sanft bedient werden. Bedenke: Der Passagier vor dir sitzt zwangsläufig am längeren Hebel, spätestens wenn er die Lehne nach hinten kippt.
Nicht einfach den Vorhang öffnen
Der Vorhang zur Bordküche ist wie eine Tür zu betrachten. Dahinter ist das Bordpersonal damit beschäftigt, beispielsweise den Servicewagen neu zu bestücken oder macht vielleicht auch gerade eine kurze Pause. Einfach einen Moment warten oder, wenn es eilt, freundlich fragen, ob man eben zur Toilette durchhuschen kann.
Reihe pro Reihe steigt aus
Nach der Landung
Lande-Applaus: Nett oder nervig?
Jeder kennt das obligatorische Klatschen, nachdem der Pilot die Maschine zum Landen gebracht hat. Möglicherweise sind alle froh, wieder heil auf der Erde gelandet zu sein. Viele halten das Klatschen für eine freundliche Geste. Aber Piloten und Flugbegleiter könnten das Geklatsche auch nervig finden. Denn es könnte als Misstrauen gegen die Crew ausgelegt werden. Von daher lass es lieber bleiben. Wenn du unbedingt dein Lob für die Crew mitteilen möchtest, freut sich diese sicherlich umso mehr, wenn du dich beim Aussteigen für den freundlichen Service bei den Flugbegleitern bedankst.
Sitzen bleiben bis die Anschnallzeichen erlöschen
Auch wenn du froh bist, aufstehen zu können – bleibe solange sitzen, bis der Flieger steht und die Anschnallzeichen erlöschen. Du kannst auf dem Rollfeld ohnehin nicht aussteigen und musst vermutlich noch lange im Gang rumstehen. Spätestens am Gepäckband sehen sich alle Passagiere eh wieder!
Gepäckfächer vorsichtig öffnen
Dieser Hinweis gilt nicht nur nach der Landung, sondern auch während des gesamten Fluges. Die Gepäckfächer sind vorsichtig zu öffnen, damit keine verrutschten Gepäckstücke und Gegenstände herunterfallen und schlimmstenfalls andere Passagiere am Kopf verletzen können.
Den Platz sauber hinterlassen
Essensreste unter dem Sitz, Zeitungsschnipsel auf dem Boden – manche Menschen hinterlassen an ihrem Platz ein Bild der Verwüstung. Verlass deinen Platz immer so, wie du ihn selbst vorfinden möchtest. Deinen Müll kannst du schon vor der Landung beim Kabinenpersonal loswerden, alles andere nimmst du bestenfalls einfach mit.