Kugelfisch & Co: Schräge und spektakuläre Köstlichkeiten dieser Erde

Hier wurde nicht irgendwas zusammengekocht. Nein, es handelt sich sogar um landestypische Spezialitäten. Aber vielleicht ist für dich ja wirklich was dabei! Neun Köstlichkeiten möchten wir dir servieren. Mach dich auf was gefasst.

1. Entenmuscheln, Spanien

In Galicien, im äußersten Nordwesten Spaniens, sind diese hässlichen Entlein sehr gefragt. Es sind aber weder Enten, noch Muscheln – wer hat sich diesen Namen ausgedacht? Entenmuscheln (pollicipes pollicipes) sind Krebstiere, die Fischer von den Felsen der Atlantikküste pflücken und sich dabei in Lebensgefahr begeben. 

Der Stiel der Krebse ist die eigentliche Delikatesse, wird liebevoll „percebes“ genannt und feierlich beim Percebes-Fest verspeist. Den Stiel mit den Händen vom Stein abbrechen, die Füße abdrehen und das Fleisch herausziehen. Soll nach Meer und Jod schmecken. 

2. Casu Marzu, Italien 

Casu Marzu („verdorbener Käse“): Das Gericht, das wohl außerhalb der Ursprungsinsel Sardinien niemand essen kann.  

Das Rezept. Man nehme … 

  • Schafskäse „Pecorino Sardo“, länger gereift als medizinisch haltbar
  • Dazu ein paar Käsefliegen der Spezies „Piophila casei“  
  • Dann warten, bis die Fliegen ihre Eier auf dem Käse abgelegt haben. 
  • Die Maden schlüpfen aus den Eiern in den Käse und fressen sich voll. 
  • Sie scheiden den Käse aus.
  • Der Käse erhält durch den Madenmist eine cremigere Konsistenz und ein kräftigeres Aroma.  
  • Bei der Maden-Fressorgie suppt eine Flüssigkeit aus dem Käse, genannt „lagrima“ („Träne“).  
    Wer kann dazu nein sagen?  

Bitte nicht nachmachen: Die Larven sind teilweise gegenüber Magensäure resistent und können Magen- und Darmwände anfressen. Seit 2005 sind Produktion und Vertrieb von „Casu Marzu“ nach EU-Lebensmittelrecht verboten. Porqua Miseria.

3. Der „Ur-Joghurt“, Bulgarien 

Joghurt, hört sich jetzt erstmal nicht so spektakulär an. Anders ist das mit dem Joghurt aus dem Dörfchen Momchilovtsi, dreieinhalb Autostunden von Sofia entfernt. Von dem versprechen sich vor allem ernährungsbewusste Chinesen eine lebensverlängernde Wirkung. Zu verdanken sei das dem Ur-Joghurt Lactobacillus Bulgaricus, der hier traditionell hergestellt wird. 

Nicht nur für das Molkereierzeugnis lohnt sich der Besuch von Momchilovtsi. Das Bergdorf ist idyllisch in den Rhodopen gelegen. Und beim alljährlichen Joghurtfest kannst du bei ein zwei Gläschen Rakia-Schnaps mit den Einheimischen oder den staunenden Chinesen auf Tuchfühlung gehen.

4. Quadruple Bypass Burger, USA 

Der Quadruple Bypass Burger verpasst dem Besucher gleich mal 9983 Kalorien – dafür bekam das 1,444 kg-Monster einen Eintrag im Guinness-Buch als der kalorienreichste Burger der Welt. Wer das Flaggschiff des Heart Attack Grills in Las Vegas aufisst, 20 Scheiben Speck sind enthalten, wird mit dem Rollstuhl zum Auto gefahren – alle anderen bekommen einen gepfefferten Klapps auf den Po. 

Allgemein ist der Heart Attack Grill das wohl sarkastischste Restaurant der Welt. Als Krankenschwestern verkleidete Kellnerinnen servieren den Patienten ihr Essen, damit sie ihr gewünschtes Gewicht erreichen können … Wer mehr als 175 Kilo wiegt bekommt alles umsonst. Überzeuge dich selbst davon, ob dich das für Las Vegas typisch verrückte Comedy Restaurant zum Lachen bringt. 

5. Taranteln, Kambodscha 

In Kambodscha hat das Verspeisen von Spinnen eine lange Tradition. Es fing damit an, dass die Guerilla-Truppen der Roten Khmer Hungersnöte über das Land brachten und die Leute gezwungen waren, alles zu essen – sogar riesige Spinnen. 

Die Marktstadt Skuon pflegt diese krabelige Essgewohnheit bis heute – Einheimische und Touristen strömen in Massen zur Spinnenstadt. Dann geht’s los: die lebendigen Taranteln in Glutamat, Zucker und Salz wälzen, mit etwas Knoblauch und Öl anbraten. Wagemutige beißen dann genüsslich in die frittierten Achtbeiner. Und erst der dicke Hinterleib… 

6. Stinky Tofu, Taiwan 

Der Nationalsnack Taiwans ist nicht die Frühlingsrolle oder der Dumpling – okay letzterer vielleicht auch – sondern fermentierter Tofu. 

Gefüllt wird der mit Knoblauch, Kohl und scharfer Soße. Doch auf die Zutaten wirst du dich nicht konzentrieren können: Fermentierter Tofu stinkt gewaltig (manche sagen nach fauligem Müll, andere nach Stinkefüßen) und schmeckt auch so unangenehm für Neulinge. Aber vielleicht werden der Tofu und du ja noch warm miteinander – es muss doch einen Grund haben, dass die Taiwanesen so darauf abfahren. 

Der beste Ort für Stinky Tofu ist die Alte Straße von Shenkeng in Taipeh. Hier gibt es das Tofu Street Food in allen Variationen. Für Stinky Tofu immer der Nase nach. 

7. Fischmilch, Japan

In Japan serviert man die Fischmilch, shirako, am liebsten gebraten oder gleich roh mit Ponzu-Sauce. Bei Fischmilch handelt es sich um den Samen von Pazifischem Kabeljau, Kugelfisch und Meerbrasse. Das Fischsperma sieht so aus, wie Sperma nun mal aussieht, weiß und unspektakulär. Aber warum soll man sich vor dem Sperma von Fischen ekeln, wenn man…deren Eier auf der ganzen Welt als Delikatesse handelt – genannt Kaviar? 

Natürlich serviert Japan, Land der Sonderbarkeiten, noch eine weitere verrückte Delikatesse: 

8. Fugu, Japan: Sehr giftiger Kugelfisch 

Drei Kugelfisch-Gattungen können tödlich sein (Takifugu, Lagocephalus und Sphoeroides). Berührt der Koch mit dem Messer den Rogen (Eier), die Eierstöcke oder die Leber des Kugelfischs, war’s das: Besonders viel hochtoxisches Nervengift, Tetrodotoxin, gelangt in das Filet. Ist das Filet mit ungefähr einem Milligramm kontaminiert, sterben die meisten Menschen. Beim giftigsten Kugelfisch, dem Tigerfugu, reicht sein gesamtes Gift aus, um 30 Menschen zu töten. 

Das interessante: Eine ganz kleine Giftdosis lässt der Koch doch ins Filet kommen – für ein leichtes Kribbeln auf der Zunge, das der Gast als Mahnung verstehen kann: als Mahnung, dem Koch zu danken, dass nicht mehr passiert ist!

9. Qualle, bald überall 

Die Bewohner der Küstenregionen machen China zum Land des Quallenessens und Shanghai sticht da noch mal besonders heraus. Hier wird die Qualle entwässert und wegen ihrer knackigen Konsistenz als Delikatesse gehandelt. Oder man fügt ihr wieder Wasser hinzu, Koriander, Essig, Sojasauce und Zucker und … fertig ist der Quallensalat

Ein europäisches Forscherteam unter Leitung des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel forscht sogar daran, wie man Quallen in Zukunft in Massen auf den Tisch bringen kann. Denn die glibberigen, anspruchslosen Tiere gedeihen gerade in Zeiten des Klimawandels besser als je zuvor. 

Die Biologin Jamileh Javidpour fasst den Sinn des Projekts so zusammen: ” Wir werden in nicht allzu ferner Zukunft neun Milliarden Menschen sein. Deshalb müssen wir uns nach neuen Nahrungsmitteln umsehen.”

Machen wir ja gerade. Und jetzt bist du dran  

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