Liebesbriefe an die Heimat: Mosel & Rhein

Unverhofft kommt oft: Nicht selten ist es der Zufall, der uns zu unserer großen Liebe führt. So erging es mir mit dir, liebe Mosel- und Rheinregion. Und was soll ich sajen? Du hast mich verzaubert – mit deinen äußeren und inneren Werten!

Erst hatte ich gar nicht vor dich kennen zu lernen, dass gebe ich zu. Ich dachte, du wärst einfach nur laut und wild – ein richtiges Feierbiest. Du liebst Karneval, hatte ich gehört, besonders wenn es etwas deftiger zugeht. Und ich war mir auch sicher, dass wir nicht den gleichen Humor haben. Und was hast du denn sonst auch zu bieten? Doch meine Neugier zog mich dennoch zu dir hin. Und ich muss sagen: Du hast mich überrascht, denn ich durfte eine ganz andere Seite von dir kennen lernen.

Rheinradweg Loreley
Auf dem Rheinradweg konnte ich entspannt radeln

Ausflugstipp 1: Pünderich –chillen“ vom Feinsten

Liebes Mosel- und Rheingebiet, noch immer sind meine Sinne ganz berauscht von dir. Es war ein kurzes Vergnügen, aber intensiv. Du bist nicht nur etwas fürs Auge und die Ohren – dass du das G nicht mehr lernst, verzeihe ich dir. Auch dein Duft nach Mohnblumen, der dich oft umgibt, wird mir im Gedächtnis bleiben. Und alles stets begleitet von deinem Geschmack, mal fein säuerlich bis lieblich, in jedem Fall betörend.

Es war einfach so erholsam bei dir. Besonders im kleinen Ort Pünderich konnte ich einen „Gang herunterschalten“ und die Seele baumeln lassen. Jeden Morgen standen wir entspannt auf und frühstückten direkt auf der Terrasse mit einem tollen Blick aufs Wasser und natürlich – deine schönste Seite – die Weinberge. Mir ist bewusst, dass du mich mit deinem guten Tropfen stets verführen wolltest, denn dafür bist du landesweit bekannt. Deine Einladung “Drenkste eene met?” konnte ich selten ausschlagen und so habe ich mich, ohne schlechtes Gewissen, deinen vielen Winzerbetrieben und deinem zweimal jährlich stattfindenden Weinfest hingegeben. Hier trifft man wahrlich viele Schoppestecher. Und auch an die Kinder hattest du natürlich gedacht und so schipperten wir von der Schiffsanlegestelle in Pünderich, Cochen oder Traben-Tarbach auf deiner wunderschönen Mosel umher. Unvergesslich!

Ausflugtipp 2: Ein Abstecher nach Beilstein

Dass du überaus romantisch sein kannst, dass weißt du selbst nur zu gut. Ich hoffe natürlich, dass du nicht gleich jedem das Winzerdorf Beilstein zeigst, denn das habe ich zum Geheimnis zwischen dir und mir auserkoren. Idyllisch liest du mich durch die engen Gassen der reizvollen Häuser schlendern, die durch Stiege miteinander verbunden sind. Du hast dich sehr bemüht, hier eine gewisse mediterrane Atmosphäre aufkommen zu lassen. Ich habe mich wirklich fast wie im Süden gefühlt. Vermutlich wurde meine Stimmung aber auch von den regionalen Weinen angeheizt, die du mir in den vielen kleine Cafés und Restaurants der Stadt serviert hast. Aber ich will mich natürlich net so quirselig anstellen.

Beilstein
Unser Geheimnis: Die Stadt Beilstein

Ausflugstipp 3: Trier – die älteste Stadt Deutschlands

Natürlich bist auch du mittlerweile etwas in die Jahre gekommen. Schon die Römer besuchten dich gern, vor allem wegen den guten Bedingungen für den Weinanbau, und prägten dein Bild. So finden sich in der über 2000 Jahre alten Stadt Trier, ehemaliger Verwaltungssitz des römischen Imperiums, unzählige Baudenkmäler wie die Porta Nigra. Mit der einstündigen Erlebnisführung “Das Geheimnis der Porta Nigra” konnte ich deine Vergangenheit hautnah erleben, was nicht nur lehrreich, sondern auch sehr unterhaltsam war.

Und wenn es etwas ruhiger zugehen soll: Nur rund 10 Minuten vom Zentrum entfernt, liegt das malerische frühere Fischerdorf Zurlauben. In den alten Fischerhäusern gibt es heute viele Restaurants, Gaststätten und Biergärten. Ein idealer Ort direkt am Wasser – erfrischend schön im Sommer!

Trier Port Nigra
Du bist schon etwas in die Jahre gekommen, doch immer noch wunderschön anzuschauen: Port Nigra, das ehemalige römische Stadttor

Ausflugstipp 4: Zugfahrt an Mosel & Rhein

Wahrlich hast du ein einzigartiges Antlitz, geprägt von Wasser, unzähligen Burgen und Weinbergen. Ich erinnere mich gern an meine Zugfahrt zurück, von Wiesbaden nach Koblenz oder weiter nach Trier. Natürlich sollte man möglichst einen Sitzplatz auf der „richtigen“ Seite ergattern, um einen einmaligen Blick auf den Rhein, die vorbeifahrenden Schiffe und die Loreley zu genießen. Aber wenn nicht, auch nicht so schlimm. Schließlich habe ich mir schon etwas von deiner stets gut gelaunten Lebensart zu eigen gemacht und pflege nun gern zu sagen: “Et iss wie et iss”. Die schönsten Abschnitte lassen sich auch mit einer Radtour entlang des Wassers erkunden.

Schriffsreise an der Rheinburg
Du zeigtest mir deine schönste Seiten, wie die Rheinburg

Ausflugstipp 5: Kulinarische Highlights – Weinfeste in Wiesbaden & Frankfurt

Zurück zu dem, was ich an dir am liebsten mag: Deine prachtvollen Weinberge. Nur Anschauen, das genügt mir nicht – Ich möchte dich ja mit allen Sinnen genießen. Nicht umsonst zählen deine Weinanbaugebiete zu den bedeutendsten des Landes. Und wie lässt sich das Ergebnis deiner Weinreben besser genießen als auf einem deiner unzähligen Weinfeste? Besonders zu empfehlen, ist die Rheingauer Weinwoche in Wiesbaden. Gemessen an der Zahl der Weinstände gilt die Rheingauer Weinwoche im Herzen der hessischen Landeshauptstadt mit über hundert Ständen als das größte Weinfest der Welt. In jedem Jahr verwandeln sich der Wiesbadener Schlossplatz, der Platz vor der Marktkirche und das Dern’sche Gelände in einen Treffpunkt für Freunde edler Rheingau-Tropfen. Die Gäste entdecken und kosten zehn Tage lang im Mai die Vielfalt deiner regionalen Weine und Sekte. Vorherrschende Rebsorte ist der Riesling, gerne auch als König der Weißweine bezeichnet.

Aus dem genüsslichen, entspannten Feiern kommt man mit dir auch wirklich kaum raus. So darf auch ein Abstecher nach Hessen zum „Bembeltown“, dem berühmten Apfelweinfestival in Frankfurt, nicht fehlen. Hier wird dem “Äppelwoi“ – einem seit Jahrhunderten gern getrunkenen Volksgetränk – gehuldigt. Dabei packst du wirklich alles aus, was du zu bieten hast: Ein buntes Bühnenprogramm, folkloristische und mundartliche Darbietungen mit hessischen Kultbands auf dem Roßmarkt, traditionelle Schoppen aus alten Apfelsorten sowie trendige Mixgetränke und Cocktails. Zur Erinnerung an deine Apfelweintrinkkultur können Liebhaber von gerippten Ebbelwoi-Gläsern über Schoppedeckel bis hin zum Bembel (eine dickbauchige Steinzeugkanne) allerlei mit nach Hause zu nehmen.

Ausflugstipp 6: Mohnkulinarik in Germerode/Nordhessen

Bitte werde nicht eifersüchtig, aber zum Schluss muss ich dir noch gestehen, dass ich in der Vergangenheit gern auf Mallorca war, um dort die Mandelblüte zu bewundern. Da wusste ich aber noch nichts von deiner Blütenpracht! In der „GrimmHeimat NordHessen“ in Germerode dreht sich nämlich alles um Mohnblumen. Die Restaurants werden in dieser Zeit zum Goumet Mekka und auf den Speisekarten finden sich Wildgerichte mit Mohnbeilage, Lachs-Blätterteig-Röllchen mit Mohn, Mohn-Pesto, Mohnnudeln, Mohnhonig, Mohnöl, Mohneis, Mohnbratwurst und sogar Ahle Wurscht mit Mohn – die kulinarische Fantasie der regionalen Betriebe kennt keine Grenzen. Als Nachtisch für süße Schleckermäulchen halten sie natürlich auch die Klassiker wie Mohnstrudel, Mohnkipferl und Mohn-Topfenschnitten frisch aus der Backstube bereit. Ein Gaumenfeuerwerk!

Liebe Mosel-Rheinregion, ich hoffe ich kann noch eine ganz Weile in unseren schönen gemeinsamen Erinnerung schwelgen. Ich fühle immer noch berauscht von all den Eindrücken, die du mir geschenkt hast. Du bist mein perfekter Seitensprung aus dem Alltag. Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder, denn besonders deine ruhige Seite, fehlt mir schon jetzt.

In tiefster Verbundenheit,

deine Martina

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