Top 5 Naturerlebnisse auf Japans geheimer Insel Shikoku

Wer Japan abseits der ausgetretenen Touristenpfade erkunden möchte, für den ist Shikoku eine ausgezeichnete Wahl. Shikoku bietet unvergessliche Landschaften und Abenteuer, die man in Japan kaum erwartet. Reisebloggerin Anja Knorr hat einige ausgewählte Abenteuer vor atemberaubender Kulisse ausprobiert.

Shikoku ist in vielerlei Hinsicht Japans bestgehütetes Geheimnis. Vollgepackt mit Kultur, Traditionen und herrlichen Landschaften stellt die Region ein kleines, aber feines Juwel Japans dar und das ganz ohne die Touristenmasse anderer Regionen. Denn obwohl Shikoku von der Hauptinsel Honshu aus leicht zu erreichen ist, wir die Region von internationalen Besuchern oft übersehen.

Anders als die überfüllten und chaotischen beliebten Reiseziele Japans wie Tokio oder Kyoto, bietet Shikoku Besuchern ein traditionelles, ländliches japanisches Leben, unberührt vom westlichen hektischen Leben. So können Wanderer die uralte Glaubensrichtung des Shugendō am Mt. Tsurugi kennenlernen oder im Iya Tal mehr über geflohene Samurai-Clans erfahren, die sich im 17. Jahrhundert in der abgelegenen Bergregion versteckten.

Wo liegt Shikoku?

Als kleinste der großen japanischen Inseln liegt Shikoku eingebettet zwischen dem ruhigen Seto-Binnenmeer und dem weitläufigen Pazifischen Ozean, westlich von Kyoto und südlich von Hiroshima. Shikoku besteht aus vier Präfekturen – Kagawa, Tokushima, Kochi und Ehime. Die Städte Takamatsu und Tokushima sind die wichtigsten Zugangs- und Ausgangspunkte, die Shikoku über große Brücken mit Honshu verbinden. Die Städte Matsuyama, Takamatsu, Tokushima und die Stadt Kochi verfügen auch über Flughäfen, so dass Besucher aus anderen Regionen Japans und einigen internationalen Zielen in Asien einfliegen können.

1. Der Tempelweg 88 Pilgerweg

Shikoku Tempelweg 88

Spirituelle Reise auf dem Tempelweg 88

Geübte Wanderer kennen Shikoku vielleicht durch seinen 88-Tempel-Pilgerweg, der als einer der ältesten der Welt gilt. Die spirituelle Reise führt 1.200 Kilometer über die ganze Insel durch dichte Wälder, vorbei an Flüssen und Tempeln in ländliche Dörfer und malerische Städte. Viele Pilger absolvieren den Weg zu Fuß und tauchen tief in die Stille der Natur und die magische Atmosphäre der Tempel ein. Die Pilger erkennt man leicht an ihren weißen Westen und dem traditionellen Bambushut, die Reinheit und Hingabe an ihre spirituelle Reise symbolisieren.

So traf ich am Yakuoji-Tempel auf Jan und Marilin, ein 75-jähriges Paar aus Holland, das auf dem Tempelweg 88 pilgerte. Mit einer Energie, die ihr Alter Lügen strafte, erzählten sie mir lachend, dass sie sich zwei Monate Zeit nehmen, um in jedem der 88 Tempel ein Mantra für ihre Lieben zu beten – ihre Erfüllung fernab vom überlaufenen Jakobweg.

Ein wichtiges Ritual der Pilger ist das Sammeln einzigartiger Stempel in ihrem nokyocho, einem speziellen Pilgerbuch, um die Reise zu dokumentieren und eine spirituelle Verbindung zu jedem der 88 Tempel herzustellen.

Shikoku Tempelweg 88

Kaligrafie im nokyocho

Meine Empfehlung: Wenn 1.200 Kilometer für den Anfang zu viel klingen, lohnt es sich, einige der schönsten Tempel entlang der Route zu besuchen. Der Tempel Yakuoji in Minami, den ich besuchte, beeindruckte mit einer friedlichen Aura, und ich traf inspirierende Menschen wie Jan und Marilin aus Holland.

2. Iya Tal: Das versteckte Herz Shikokus

Das abgelegene Tal birgt eine geheimnisvolle Geschichte, die bis in die Zeit der Samurai zurückreicht. Nach der Schlacht von Sekigahara im Jahr 1600, die das Schicksal Japans besiegelte und zur Machtübernahme durch das Tokugawa-Shogunat führte, flohen einige besiegte Samurai in die abgelegene Bergregion des Iya Tals, um sich vor Verfolgung zu verstecken. In diesem schwer zugänglichen Tal fanden sie Schutz und eine neue Heimat, abgeschottet von der Außenwelt.

Dichte Wälder, schroffe Berge und traditionelle Lianenbrücken bieten einen Einblick in ein Japan, das fernab von hektischen Städten und Menschenmengen existiert.

Noch heute erinnern die Geschichten und einige historische Spuren an diese Samurai, die im Iya Tal lebten. Auch die markanten Lianenbrücken dienten damals als Fluchtwege und lassen die dramatische Vergangenheit des Tals erahnen. Für Besucher ist das Iya-Tal heute eine Mischung aus Naturwunder und mystischem Ort, an dem die Geschichte der geflohenen Samurai lebendig bleibt.

Die abgelegenen und schwindelerregenden Schluchten bieten fantastische Wanderrouten, die in die Tiefe der grünen Täler führen, vorbei an klaren Flüssen und Wasserfällen. Ein besonderes Highlight ist die traditionelle Lianenbrücke von Iya, die nur aus Pflanzenfasern besteht und sich leicht im Wind bewegt – ein Abenteuer für jeden, der das Tal überqueren möchte.

Mein Tipp: Eine Wanderung im Herbst ist besonders reizvoll, wenn die Blätter der Wälder in feurigem Rot und Orange erstrahlen und die Schluchten in einem farbenfrohen Spektakel erscheinen lassen.

3. Mt. Tsurugi: Gipfelwanderung im Iya Tal

Der Mt. Tsurugi ist mit fast 2.000 Metern der zweithöchste Berg Shikokus und bietet einen grandiosen Panoramablick über die Insel. Die Wanderung ist nicht allzu anspruchsvoll und wird durch gekennzeichnete Pfade und eine ausgezeichnete Beschilderung unterstützt, sodass sie auch für Wanderanfänger geeignet ist. Bei gutem Wetter sind vom Gipfel aus viele der umgebenden Berge und sogar die Küste zu sehen.

Jedoch ist der Berg nicht nur ein beliebtes Wanderziel, sondern auch ein heiliger Ort für die Shugendō-Tradition, eine alte japanische Praxis, die die Kraft der Natur und asketische Rituale vereint. Der Berg ist für Shugendō-Anhänger ein Ort spiritueller Kraft und Selbstfindung. Shugendō-Mönche und Pilger kommen hierher, um sich durch körperliche Herausforderungen und Meditationen der Natur zu nähern und spirituelle Erleuchtung zu finden. Auf dem steilen Weg zum Gipfel begegnet man gelegentlich diesen Asketen, die durch Meditation, Fasten und rituelle Reinigungen an den Wasserfällen die Verbundenheit mit der Natur suchen und bewahren.

Und in der Tat fühlte sich der Aufstieg an wie eine Reise ins Reich der Götter – mystischer Nebel, klare Bergluft und knorrige Bäume, die die Wanderer fast verschlangen.

Hinweis: Wanderer sollten vor dem Aufstieg unbedingt das Wetter checken. Bei tiefhängenden Wolken und schlechter Wettervorhersage kommt zwar die mystische Seite des Berges zum Vorschein, doch sollte hier Regenjacke und festes Schuhwerk zur Grundausstattung gehören.

4. Die Küste von Takashima: Paradies für Surfer und Strandliebhaber

Shikoku Surfen

Perfekte Wellen ganz allein

Shikoku ist ein Paradies für Surfer – mit perfekten Wellen und einsamen Stränden, die das Herz jedes Surfers höherschlagen lassen. Hier können Naturliebhaber vor tropischer Kulisse auf menschenleeren Wellen gleiten und die unberührte Landschaft genießen. Wer die Freiheit des Ozeans liebt, wird sich in diesen Küstenabschnitten verlieren.

Aktivitäten: Neben dem Surfen kann man hier hervorragend schnorcheln und das reiche Unterwasserleben der Küste entdecken. Einige Anbieter bieten auch geführte Tauch-Touren in der Nähe an.

5. Tauchen auf Shikoku: Ein Unterwasserparadies voller Farben und Felsformationen

Shikoku ist ein überraschend vielseitiges Ziel für Taucher, vor allem an der südlichen Küste rund um Hiwasa und im Muroto-Kap. Diese Gebiete bieten hervorragende Sichtverhältnisse und beherbergen unzählige Meereslebewesen, von tropischen Fischen und Muränen bis hin zu seltenen Korallen. Besonders faszinierend sind die vulkanischen Felsformationen unter Wasser, die Tauchern das Gefühl geben, durch eine unterirdische Landschaft zu gleiten. Die vielen natürlichen Höhlen und Riffstrukturen bieten Unterschlupf für bunte Fischschwärme und gelegentlich sogar kleinere Haie.

Die beste Reisezeit für Tauchgänge auf Shikoku ist von Juni bis Oktober, wenn die Wassertemperaturen angenehm warm sind und die Sicht unter Wasser am klarsten ist. Während dieser Monate bieten lokale Tauchschulen verschiedene Touren und auch Schnorcheloptionen für weniger erfahrene Schwimmer an. Früh im Jahr, vor dem Monsun im Sommer, sind die Strömungen milder und die Chancen auf klare Tauchbedingungen besonders hoch – perfekt, um Shikokus bunte Unterwasserwelt zu entdecken.

Onsen: Natürliche Thermalquellen im Grünen

Thermalbad Onsen auf Shikoku

Japanische Badekultur im warmen Quellwasser

Die Thermalquellen auf ganz Shikoku bieten eine hervorragende Möglichkeit, nach einer langen Wanderung zu entspannen. Die japanischen Thermalbäder, hier als Onsen bekannt, befinden sich oft in Freiluftbecken, die einen spektakulären Blick auf die umgebende Natur bieten. Onsen sind übrigens eine wunderbare Möglichkeit, die japanische Badekultur zu erleben und die wohltuende Wirkung des warmen Quellwassers zu genießen.

Mein Tipp: Im Iyakei Onsen Hotel gibt es ein Outdoor-Onsen mit spektakulärem Blick auf die steilen Iya-Schluchten.

Die beste Reisezeit für Shikoku

Traditionell strömen die meisten Touristen im Frühling nach Japan, um die berühmten Kirschblüten zu bewundern. Ich empfehle jedoch eine Reise im Spätherbst, wenn die Farben der Ahornbäume die Landschaft in ein betörendes Farbenspiel tauchen. Während meiner Reise im Oktober beeindruckten mich die Scharlach-, Ocker- und Zinnobertönen dieser farbenprächtigen Jahreszeit.

Mein Fazit: Shikoku – Japans geheimes Paradies für Naturliebhaber

Shikoku bietet Reisenden alles, was das Herz eines Naturliebhabers begehrt: tiefe Täler, alte Tempel, herrliche Küsten und eine einmalige Gastfreundschaft. Wer die japanische Natur von ihrer schönsten und ursprünglichsten Seite erleben möchte, wird auf Shikoku garantiert fündig.

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Anja Knorr

Hallo, ich bin Anja. Ich reise seit mehr als fünfzehn Jahren durch die Welt und blogge über das Reisen als Frau sowie meine zwei großen Leidenschaften - dem Surfen und das Tauchen. Ich reise am liebsten dahin, wo es schön warm und immergrün ist und treibe mich daher am liebsten in den Tropen rum. Dort surfe ich jeden Tag und entdecke den langsamen way of life der locals.

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