TUI fly Kolumne: Flugbegleiter sind doch nur Saftschubsen! – Vorurteile und Klischees in der Fliegerei

Seit nun schon 3 Jahren arbeitet Marlene als Flugbegleiterin bei der TUI fly – ein Job, den sie mit jeder Faser ihres Körpers liebt. In unserer Kolumne nimmt sie euch mit hinter die Kulissen ihres Berufalltags und lässt euch an den schönsten, lustigsten und emotionalsten Momenten ihres Jobs teilhaben. Heute räumt Marlene mit den typischen Vorurteilen auf, denen sie in ihrem Job begegnet.

Was wäre unsere Welt nur ohne Vorurteile? Das frage ich mich ab und zu, wenn ich mit einer vorgefassten Meinung über meinen Beruf konfrontiert werde. Ich kann zwar nicht genau sagen, wie unsere Welt ohne sie wäre, aber ich kann den Menschen verstehen, der sie hat. Vorurteile sind ja nicht immer vollkommen an den Haaren herbeigezogen – doch ein paar sind wirklich frei erfunden. Nach drei Jahren intensiver Recherche der Klischees über meinen Job als Flugbegleiterin möchte ich einige der häufigsten vorstellen und verraten, was an ihnen wahr ist und was nicht.

„Saftschubsen oder auch Kellner der Lüfte – mehr seid ihr doch nicht.“

Hört sich fies an. Tatsache ist: Einen dieser Kommentare dürfen wir uns öfter anhören. Doch mit der Zeit entwickelt man ein dickes Fell und es perlt an einem ab. Fest steht: Wir sind mehr als Kellner der Lüfte, denn der Service ist nur ein Bonus der Airline für die Gäste. An erster Stelle steht für uns nämlich die Sicherheit in der Kabine. Sollte es zu einem Notfall kommen, sind wir da, um alle Passagiere innerhalb von 90 Sekunden aus dem Flugzeug zu evakuieren. Auch sind wir perfekt dafür ausgebildet, einen Brand rasch zu löschen. Und neben der Sicherheit schlüpfen wir im Notfall auch schnell mal in die Rolle eines Ersthelfers oder Psychologen. Also: Dieses Klischee kann ich leider nicht bestätigen, wir sind viel mehr als „Saftschubsen“.

Gegenüberstellung Vorurteil und Realität
“Wir sind mehr als Kellner der Lüfte, denn der Service ist nur ein Bonus der Airline für die Gäste.”

„Diesen Beruf kann man doch nur bis Mitte 30 ausüben.“

Auch hier liegt ein Irrtum vor. Zugegeben, viele meiner Kolleginnen und Kollegen sehen jung aus, aber dafür gibt es eine einfache Antwort: Fliegen konserviert. Hört sich witzig an, ist aber so. In der Fliegerei kann man genauso lange arbeiten wie in einem Otto-Normal-Beruf, bis zum Rentenalter von 65 Jahren. Persönlich finde ich es super spannend, mit Kollegen zu fliegen, die schon lange dabei sind und spannende Geschichten erlebt haben.

„Als Flugbegleiter muss man Modelmaße haben.“

In unserem Beruf kommt es nicht auf die Maße an, sondern auf die Körpergröße. Mindestens 160 cm schreiben die meisten Airlines vor. Das liegt daran, dass wir die Gepäckfächer schließen können müssen. Weitere Vorgaben gibt es nicht, denn Modelmaße sagen nichts über den Menschen aus und ob er für unseren Beruf geeignet ist. Wenn ich an die Frühzeit der Flugbegleiter denke, bin ich froh, dass wir in der Gegenwart leben. Wir dürfen sein, wer wir sind, auch äußerlich. Natürlich haben wir Vorgaben bezüglich Frisuren, der Farben des Make-ups und des Nagellacks, aber es wird nie jemand gesagt bekommen, er solle abnehmen.

„In der Fliegerei ist doch keiner treu. Ihr vergnügt euch doch alle mit euren Kollegen.“

Dies ist eines der hartnäckigsten Vorurteile, mit denen wir sehr oft konfrontiert werden. Bei uns sind genauso viele Mitarbeiter miteinander liiert wie in anderen Branchen. Die Fliegerei ist ein Geschäft, das weltweit agiert. Viele Menschen treffen aufeinander, und daher wird viel geredet. Natürlich hat es seinen Reiz und es birgt Gefahren, wenn eine Hotelübernachtung ansteht, aber ich glaube, dass die Untreue in anderen Berufen sogar größer ist. Die meisten Flieger sind glücklich, einen festen Partner zu haben, denn als Single ist es wirklich nicht leicht, einen Partner zu finden – gerade weil man immer und immer wieder mit diesem Klischee konfrontiert wird.

Diejenigen Klischees, die sich am hartnäckigsten halten, haben meist einen gewissen Wahrheitsgehalt. Das Untreue-Klischee aber kann ich ohne schlechtes Gewissen widerlegen, denn meistens geht die gesamte Crew abends essen, und danach sitzen alle allein in ihrem Zimmer und telefonieren mit ihren Lieben daheim.

Jeden Monat lässt euch Marlene an ihrem Job als TUI fly Flugbegleiterin teilhaben
Jeden Monat lässt euch Marlene an ihrem Job als TUI fly Flugbegleiterin teilhaben

Ich hoffe, ich konnte einige der beliebtesten Vorurteile über die Fliegerei widerlegen, denke aber, sie werden sich halten, solange es die Fliegerei gibt.

Und, Hand aufs Herz: Wir alle haben hier und da Vorurteile. Aber wir sollten uns bewusst sein, dass die meisten Klischees ausgeschmückte Geschichten sind und der Unterhaltung dienen.

Und falls auch ihr mit Vorurteilen behaftet seid, dann denkt an das bekannte Lied von den Ärzten: „Lass die Leute reden (und hör einfach nicht hin) …“

Weitere Vorurteile gefällig?

 

TUI fly Kolumne
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NEUE ONLINEKOLUMNE:
AUS DEM JOBALLTAG EINER FLUGBEGLEITERIN

Jeden Monat lässt uns TUI fly Flugbegleiterin Marlene an ihrem Joballtag teilhaben. Hier geht es zu ihren bisher veröffentlichten Kolumnen:

Eine Liebeserklärung an meine Kollegen, unsere Gäste und meinen Beruf
Mister Status, Groß – Größer – Handgepäck, Der Toilettengänger: Die Big 5 der Fliegerei
Sommersaison gleich Hauptkampfzeit
Was kommt bei euch auf den Klapptisch? Über regionale Unterschiede beim Bordessen

1 Kommentare
  1. Carolin von Callenberg

    Liebe Marlene, vielen Dank für diese interessante Kolumne. Auch ich habe in jungen Jahren diesen Job gemacht, allerdings war das damals tatsächlich noch so, dass man ständig auf sein Gewicht achten musste. Hatte man zuviel, wurde damit gedroht, gegroundet zu werden, was natürlich auch mit finanziellen Einbußen verbunden war.
    Ich habe mich dann doch bald entschieden, in meinen erlernten Beruf als Krankenschwester zurückzukehren, wo ein Pfünchen mehr niemanden gestört hat. Heute bin ich im Ruhestand, denke aber doch noch manchmal zurück an die Zeit bei Hapag Lloyd.

    23.02.2023, 11:02
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